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Google hat eine dicke Brieftasche

Google eBooks hat in den USA Bewegung in den Vertrieb von digitalen Büchern gebracht. Scott Turow, Bestseller-Autor und Präsident der Authors Guild, erläutert im Gespräch mit buchreport, warum er mehr Wettbewerb im Handel mit E-Books begrüßt und warum amerikanische Verleger die E-Book-Preisgestaltung in die eigenen Händen nehmen mussten.

Google hat mit Verspätung endlich seinen digitalen Buchvertrieb gestartet. Prompt will Amazon Kindle-Bücher direkt über den Internet-Browser zugänglich machen. Wie kommentiert die Authors Guild die jüngsten Entwicklungen?

Mehr Wettbewerb ist grundsätzlich eine gute Sache für die Autoren wie für die Leser. Und je stärker der Konkurrenzkampf wird, desto mehr werden Autoren, Agenten und Verleger endlich in der Lage sein, den Verkauf von E-Book-Rechten besser zu kontrollieren.

Wird Google der neue Amazon?

Dafür gibt es keinerlei Anzeichen. Aber andererseits hat Google eine unglaublich dicke Brieftasche…

Amazon muss sich in den USA zähneknirschend an das Agenturmodell halten, das die großen Publikumsverlagsgruppen durchgesetzt haben. Wie vertragen sich feste E-Book-Preise mit der Antipathie der Amerikaner gegen jede Art von Preisdiktat?

Die Verlage hatten ihre Gründe, die E-Book-Preisgestaltung in die eigenen Hände zu nehmen. Amazons 9,99 Dollar für E-Books haben den Preis für gebundene Bücher stark unter Druck gesetzt. Und Amazon hat sich – bewusst oder nicht – im digitalen Geschäft wie ein Monopolist aufgeführt, weil seine Preise es anderen Anbietern schwer gemacht haben, einen Fuß in den Markt zu setzen. Die Authors Guild befürwortet das neue Agenturmodell, auch wenn es keine wirklichen Gewinner gibt.

Ihre eigenen Bücher sind digitalisiert. Was hält der Bestsellerautor Scott Turow von E-Books?

Ich liebe sie, wenn ich unterwegs bin – sie sind so viel handlicher, als z.B. sechs Bücher mit sich herumzutragen. Aber ein digitales Buch erfüllt keinen Raum mit Leben. Die Bücher, die ich gelesen habe, schätze, und physisch um mich haben will, sind ein persönliches Statement, von mir über mich und gegenüber anderen. Und deshalb will ich auch weiterhin gedruckte Bücher besitzen.

Der E-Book-Markt in Deutschland wächst, steckt aber im Vergleich zu den USA noch in den Kinderschuhen. Was raten Sie deutschen Autoren im Umgang mit E-Books?

Ich habe vor allem den Verlegern etwas zu sagen: Lassen Sie sich nicht dazu überreden, das E-Book zeitgleich mit dem Hardcover herauszubringen. Und wenn Sie es  doch tun, dann sorgen Sie zumindest dafür, dass es die gebundene Ausgabe nicht unterbietet.

Die Fragen stellte Anja Sieg.

Foto: Jeremy Lawson

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