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Google macht uns nicht überflüssig

Mehr als 4.000 Bibliothekare treffen sich vom 7. bis 10. Juni 2011 zum 100. Deutschen Bibliothekartag im Estrel Convention Center in Berlin. Veranstalter sind die beiden Berufsverbände Verein Deutscher Bibliothekare (VDB) und der Berufsverband Information Bibliothek (BIB) in Kooperation mit dem Deutschen Bibliotheksverband (dbv). Die Themen:

  • Digitalisierung: Es sei unbestritten sei, dass die Bibliotheken gebraucht werden, betonte BIB-Vorsitzende Susanne Riedel zum Auftakt der Veranstaltung auf einer Pressekonferenz. Die Vorstellung, dass Bibliotheken im Zeitalter von Google überflüssig werden könnten, ließe sich durch keine Nutzungsstatistiken belegen. Im Gegenteil: Die Besucherzahlen bewegten sich „auf demselben hohen Niveau wie in der Vergangenheit“. In 2010 wurde in Deutschland rund 120 Millionen Mal eine öffentliche Bibliothek aufgesucht. Die Herausforderung sei eine andere: Hohe Investitionskosten für die Einführung digitaler Angebote stünden einer „permanenten Unterfinanzierung“ gegenüber, so Riedel.
  • Finanzierung: Zwar hätten kommunale Träger die Bedeutung der Bibliothek inzwischen erkannt, dennoch seien viele Bibliotheken in ihrer Leistungsfähigkeit oder sogar in ihrer Existenz bedroht, so Riedel weiter. Bei rund zwei Dritteln der deutschen Bibliotheken seien teilweise erhebliche Einschnitte geplant, beschlossen oder bereits umgesetzt. Die Folge sei eine „schleichende Aushöhlung der Bibliotheksangebote“, ergänzte DBV-Vorsitzende Monika Ziller. Da Bibliotheken traditionell zu den so genannten „freiwilligen Aufgaben“ der Kommunen gehören, sei eine Verzahnung der Bildungspolitik des Landes mit der Bibliotheksentwicklung vor Ort schwierig. Die Veranstalter forderten deshalb die Länder und den Bund auf, einen entsprechenden Beitrag in der Bibliotheksförderung leisten.
  • Personal: Der BIB kündigte außerdem eine Protestkampagne gegen die neue Entgeltordnung im öffentlichen Dienst an. Der Verband kritisiert, dass im Bibliotheks- und Archivbereich „völlig veraltete Tarifmerkmale aus den 60er Jahren“ weiter gültig sein sollen. Dazu gehörten Eingruppierungskriterien wie Bestandsgrößen oder Ausleihzahlen, die im Zeitalter digitaler Angebote wie E-Books oder Dokumentlieferdiensten keinen praktischen Bezug mehr haben. Auch Berufsbezeichnungen seien überholt.
  • Vernetzung digitaler Angebote: Ende 2010 fiel der Startschuss für das Verbundprojekt „Deutsche Digitale Bibliothek“. Das zentrale Portal soll die digitalen Angebote von  rund 30.000 Kultur- und Wissenschaftseinrichtungen miteinander vernetzen und das kulturelle Erbe allen Bürgern weitgehend kostenfrei zugänglich machen. Für Bibliotheken, Archive, Museen soll die Deutsche Digitale Bibliothek Ende 2011 online gehen, im Frühjahr 2012 soll sie für alle Nutzer geöffnet werden. Im Rahmen des Bibliothekartages betonen die Veranstalter, dass noch erhebliche zusätzliche Mittel nötig seien, um das Projekt voranzutreiben.
  • Historische Sammlungen: Trotz aller Neuerungen und dem Vorhaben der Bibliotheken „maßgeblich an den Zukunftsentwicklungen mitzuarbeiten“, seien für sie auch die Originale weiterhin wichtig, erklärte VDB-Vorsitzender Ulrich Hohoff. Die historischen Sammlungen prägten das reiche kulturelle Erbe Deutschlands, ihre Aufbewahrung sei aber mit hohen Kosten verbunden. Nur wenn die notwendige Finanzierung bereit gestellt werde, könnten die Bibliothekare dieses Erbe bewahren, so Hohoff.

Mehr zum Thema lesen Sie im aktuellen buchreport-express 23/2011, der am 9. Juni erscheint.

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