„Viele machen den Fehler, Ertragsschwächen im Geschäftsmodell durch Expansion überdecken zu wollen“, erklärt sich Herbert Ullmann, Verleger und Geschäftsführer der R+B Verlagsbeteiligungsgesellschaft, die Weltbild-Krise. Von den Buchhändlern erhofft er sich jetzt weniger „Banalitäten“.
Wie schätzen Sie die Situation bei Weltbild ein?
Die unternehmerische Lebensleistung von Carel Halff – ich kenne ihn seit 1984, also genau 30 Jahre – ist einmalig und herausragend! Er hat sich persönlich um das Buch und ebenso um Menschen verdient gemacht und noch viel mehr. Tausende Mitarbeiter haben auch Jahrzehnte gute Arbeitsplätze gehabt. Das sollte man bitte nicht verkennen!
Allerdings: Größe und Wachstum sind kein Selbstzweck. Nur wer seine Hausaufgaben auf der Kostenseite macht, kann organisch wachsen. Viele machen den Fehler, Ertragsschwächen im Geschäftsmodell durch Expansion überdecken zu wollen. Wer als Unternehmer seine Ertragsprobleme durch Wachstum – noch dazu in einem schrumpfenden Markt – lösen will, hat am Ende meist nur eines: noch größere Ertragsprobleme. Im Ergebnis führt das dazu, dass ein immer größeres Umsatzrad gedreht werden muss, um Gewinne zu steigern bzw. zu halten. Beim nächsten Rückschlag führt diese Geschäftspolitik geradewegs in eine noch größere Misere.
Hat Weltbild eine Perspektive?
Ich glaube, Kataloge zu drucken, sie raus zu schicken und auf Bestellungen zu warten, geht nur noch, wenn man sehr eingeschränkte, spezielle und klar definierte Zielgruppen bedient.
Welche Folgen erwarten Sie für die gesamte Branche?
Mehr Verlagskooperationen, Sanierungen und auch Insolvenzen. Und im Buchhandel: mehr Selbstbewusstsein. Konzentration auf die Kernarbeit. Der Buchhandel kann nur bestehen, wenn er den physischen Kontakt mit schönen Büchern vorantreibt. Angebotene Banalitäten, wie in oft in Ketten, halten den Käufer weiter zurück. Bücher will man auch „be-greifen“!
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