In Großbritannien gibt es ähnlich wie in Deutschland eine Vielzahl literarischer Auszeichnungen, aber internationale Beachtung genießen vor allem zwei: der Man Booker Prize und der Women’s Prize for Fiction. Beide haben in letzter Zeit für Schlagzeilen gesorgt, weil sie ihre Sponsoren verloren haben. Und beide haben fast zeitgleich unterschiedliche, aber aus ihrer Sicht zukunftssichernde Lösungen vorgelegt.
Kollektives Aufatmen bei den Organisatoren des Booker Prize for Fiction. Nur wenige Wochen nach der Ankündigung der Man Group, nach der Verleihung des prestigeträchtigsten britischen Literaturpreises Anfang Oktober als Sponsor auszusteigen, wurde heute Morgen in London ein Nachfolger vorgestellt: Der Finanzinvestor Michael Moritz und seine Frau, die US-Autorin Harriet Heyman, werden den Preis über ihre Stiftung Crankstart zunächst für fünf Jahre (mit einer Option auf weitere fünf Jahre) finanziell unterstützen. Ungewöhnlich ist, dass Michael Moritz darauf verzichtet hat, dem Booker Prize den Namen seiner Stiftung voranzustellen wie es alle Sponsoren vor ihm getan haben.
Über die Höhe des finanziellen Engagements hüllt sich der in San Francisco lebende gebürtige Waliser Moritz in Schweigen, aber ganz billig ist die Booker-Finanzierung nicht. Der Hedge-Fonds-Spezialist Man hat nach eigenen Angaben in 18 Jahren Sponsoring rund 25 Mio Pfund in den Man Booker, der seit 1969 verliehen wird, und den 2016 ins Leben gerufenen Man Booker International Prize investiert. Als Begründung für den Booker-Ausstieg hatte das Unternehmen angegeben, als Sponsor in anderen Bereichen neue Schwerpunkte setzen zu wollen.
Es ist aber ein offenes Geheimnis, dass es in letzter Zeit Spannungen zwischen der Booker Foundation und dem Sponsor gegeben hat. Vor allem dessen Entscheidung, den Literaturpreis 2014 auch US-amerikanischen Schriftsteller zu öffnen, ist in Großbritannien nach wie vor höchst umstritten. Und so wird es auch bleiben, denn der neue Sponsor will an der US-Öffnung festhalten. Auf der Habenseite steht, dass am Preisgeld von jeweils 50.000 Pfund für den Siegertitel nicht gerüttelt wird.
Während der Booker einen neuen Sponsor hat, sind die Organisatorinnen des Women‘s Prize for Fiction zuversichtlich, endlich ein tragfähiges Konzept für das Überleben des einzigen britischen Literaturpreises gefunden zu haben, der ausschließlich Frauen vorbehalten ist. Die mit 30.000 Pfund dotierte Auszeichnung wurde vor einigen Tagen in eine Stiftung umgewandelt, an der sich jedermann mit (steuerlich absetzbaren) Anteilen ab 1000 Pfund jährlich beteiligen kann. Während die Vorbereitungen für Werbekampagnen im Umfeld der Buchbranche, aber auch darüber hinaus laufen, sind mit dem zu Diageo gehörenden Likörhersteller Baileys, der TV-Produktionsfirma Fremantle und dem Geldinstitut NatWest drei Geldgeber im Boot, die fürs Erste für finanzielle Stabilität sorgen. Baileys hatte 2013 den langjährigen Hauptsponsor Orange abgelöst und 2017 sein finanzielles Engagement reduziert, ohne jedoch ganz auszusteigen.
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