Penguin, Simon & Schuster, Hachette verkaufen Bookish
Großverlage trennen sich von Bücher-Pandora
Die turbulente Geschichte eines der ambitioniertesten Web-Projekte der US-amerikanischen Buchbranche wird um ein Kapitel erweitert: Die drei Gründungsverlage ziehen sich kurz nach dem Start der Bücher-Shop-Community Bookish zurück, ein Startup übernimmt.
Nicht einmal ein Jahr war Bookish online (hier die Meldung zum Start), da trennen sich die dahinter stehenden US-Verlagsgruppen Hachette, Penguin und Simon & Schuster schon wieder von ihrem Portal, das von Zola Books gekauft wird (hier die Meldung im Zola-Blog).
Die Hintergründe sind nicht bekannt, fest steht nur, dass es bei Bookish von Beginn an turbulent zuging. Über zwei Jahre arbeiteten die Verlage an ihrem Joint-Venture, bevor dieses im Netz startete – was die Kosten in die Höhe getrieben hat. Zwei CEOs wurden in dieser Zeit verschlissen, bevor Ardy Khazazei die Regie auf der Plattform übernahm. Der frühere HarperCollins-Manager verabschiedet sich jetzt ebenfalls, im Zuge der Übernahme durch Zola.
Die wichtigsten Infos zur Übernahme im Überblick:
Was bezahlt Zola für Bookish?
Der Kaufpreis ist nicht bekannt, Zola-Chef Joe Regal erklärte laut „Publishers Lunch“, dass seine Firma „Ziemlich Viel Geld“ bezahlt habe, vor allem angesichts der Tatsache, dass Zola selbst noch ein Startup sei.
Was ist interessant an Bookish?
Bookish will die Discoverability-Lücke im Internet (wie stoßen Leser auf neue Bücher, wie funktioniert ein Stöbern so gut wie im stationären Laden?) schließen. Innovative Algorithmen sollen persönliche Empfehlung geben. Dabei werden individuelle Vorlieben (Lieblingsbücher) und Eigenschaften (Kaufhistorie) mit Metadaten (die Bücher werden ausführlich „getaggt“), Buchbeschreibungen und Rezensionen verknüpft. Ziel: Bookish soll wie eine Art Pandora für Bücher funktionieren.
Wie verdient Bookish Geld?
Neben den Empfehlungen verkauft Bookish die Bücher, gedruckt, als Hörbuch (vom Barsortiment Baker & Taylor ausliefert) oder aber digital (über Vrlinkung zu Online-Shops wie Amazon, Kobo, Barnes & Noble, Books-A-Million, Apple oder IndieBound). Neben den Umsätzen aus dem eigenen Shop und den Verkaufsprovisionen (für vermittelte E-Book-Verkäufe) erzielt Bookish durch Anzeigen Erlöse.
Wie hat sich Bookish entwickelt?
Nach Angaben von Publishers Lunch verzeichnet Bookish derzeit 300.000 bis 400.000 Besucher (unique visitors) pro Monat. Die drei Gründungsverlage Penguin, Simon & Schuster und Hachette hätten 10 bis 20 Mio Dollar in das Portal investiert. Publishers Weekly schreibt, Bookish habe Verträge mit rund 50 Verlagen über insgesamt 1,5 Mio Bücher, von denen rund 600.000 Titel Teil des Empfehlungs-Algorithmus‘ seien; die Seite verfüge über mehr als 1 Mio Autoren-Profile.
Wer ist Zola?
Zola ist im Oktober 2013 an den Start gegangen. Anders als herkömmliche Shops für digitale Bücher sollen sich auch Verlage, Buchhändler und Autoren direkt auf der E-Book-Plattform einbringen können. Verleger und Buchhändler können eigene „Schaufenster“ mit individuellen Inhalten errichten (hier mehr zum Profil).
Wie geht es weiter?
Rund die Hälfte der Belegschaft, das sind bis zu 12 Mitarbeiter (und zwar insbesondere die Programmierer), sollen von Zola weiterbeschäftigt werden. Zola will die Bookish-Empfehlungs-Funktionalität ins eigene Angebot implementieren.
Kommentar hinterlassen zu "Großverlage trennen sich von Bücher-Pandora"