Der Schweizer Werner Fuchs (Fotomontage) steht seit Jahren auf Platz eins der einflussreichsten Buchkritiker bei Amazon (hier sein Profil, hier das Ranking der Rezensenten). In neun Jahren hat der Marketing-Experte rund 2100 Rezensionen verfasst und fast 50.000 Mal von den Amazon-Kunden das Prädikat „hilfreich“ erhalten. Im Interview mit buchreport.de beschreibt der Schweizer seine Wirkungskraft im Netz und erklärt, warum in der Amazon-Gemeinde neuerdings von Plagiatsvorwürfen und Verschwörungstheorien die Rede ist.
Sie stehen auf Platz eins der beliebtesten Buchkritiker bei Amazon. Doch kaum jemand in der Offline-Buchbranche kennt Ihren Namen. Ist das ungerecht?
Ach nein, ungerecht finde ich das überhaupt nicht. Denn schließlich lese ich ebenfalls lieber die Feuilletonseiten als in den PC zu starren. Zudem sind die Qualitätsansprüche der professionellen Schreiber noch immer so hoch, dass sie die Konkurrenz auf Amazon nicht zu fürchten brauchen. Und zu behaupten, jede Rezension von mir sei ein Meisterwerk, wäre ziemlich vermessen.
Wer hat heute mehr Macht im Bücher-Betrieb, Sie oder die FAZ?
Wenn man unter Macht die Fähigkeit versteht, das Verhalten und Denken sozialer Gruppen oder Personen zu beeinflussen, ist die Frage gar nicht so einfach zu beantworten. Ich glaube nicht, dass mein Name und die Position als Nummer 1-Rezensent die gleiche Wirkungskraft entfalten können wie ein bekannter Journalist der FAZ. Aber im Internet kommt die Macht der Menge hinzu. Wer sieht, dass die Mehrheit von dreißig Lesermeinungen positiv ist, wird dem Herdentrieb folgen. Möglich, dass ich mir auf meinen Spezialgebieten inzwischen einen Namen gemacht habe, der meiner Stimme Gewicht gibt.
Campus druckt seine Zitate, Suhrkamp schneidet ihn
Werden Sie von den Verlagen ernstgenommen?
Von vielen Verlagen werde ich inzwischen sicher ernst genommen. Aber während der Campus Verlag sogar Sätze von mir auf Buchumschläge druckt, hält es die Presseabteilung des Suhrkamp Verlages nicht einmal für nötig, meine Anfragen zu beantworten. Andere Verlage teilten mir mit, sie würden grundsätzlich keine Rezensionsexemplare mehr an Amazon-Rezensenten versenden. Damit kann ich gut leben, kaufe ich doch die meisten der besprochenen Bücher noch immer selber. Viel wichtiger ist mir, dass ich von den Autoren ernst genommen werde.
Wie viele Bücher lesen Sie im Monat?
Den beiden Springfluten im Frühjahr und Herbst sind natürlich nicht nur professionelle Kritiker unterworfen. Aber die Kadenz meiner Lektüren und Besprechungen ist halb so wild, wie die Gesamtzahl der Rezensionen vermuten ließe. Denn ein paar hundert Bücher hatte ich bereits in den 1990er-Jahren auf einer anderen Plattform besprochen und als diese Seite das Zeitliche segnete, auf Amazon überspielt. In den letzten Monaten pendelt sich die Zahl der gelesenen Bücher pro Monat zwischen fünf und zehn ein.
Im Visier von Verschwörungstheoretikern
Wie trennen Sie bei der Lektüre Wichtiges von Unwichtigem?
Das ist eine Frage der Gattung. Zu Romanen äußere ich mich gerade deshalb so selten, weil ich gute Geschichten nicht nach Gewichten messen möchte. Bei Sachbüchern hingegen beurteile ich den Neuigkeitswert, die lesergerechte Aufarbeitung der Informationen, die Qualität der gestalterischen Mittel und die wissenschaftliche Beweisführung. Und aufgrund verinnerlichter Denkmodelle halte ich Ratgeberliteratur für unwichtig, die nicht einhaltbare Versprechen abgibt.
Innerhalb der Amazon-Gemeinde ist neuerdings von Plagiatsvorwürfen und Verschwörungstheorien die Rede. Was ist da los?
Tatsächlich ist es seit gut zwei Jahren mit der Ruhe in der Amazon-Gemeinde vorbei. Wann ich warum selber ins Visier der Veschwörungstheoretiker geriet und was den Sturm auslöste, kann ich auch deshalb nicht sagen, weil mich dieses Gezeter anfänglich nicht interessierte. Aber nachdem ich in Mails, Telefonaten, Blogs und Foren beschuldigt wurde, Anführer einer Verschwörertruppe zu sein, musste ich reagieren. Denn die Vorwürfe, ich würde den Aufstieg einer Rezensentin zur Nummer 1 mit allen Mitteln verhindern, waren nicht nur absurd, sondern nahmen immer wildere Formen an. Von Plagiatsvorwürfen blieb ich vielleicht deshalb verschont, weil sich solche Unterstellungen mit Google-Recherchen relativ leicht entkräften lassen.
Abschied von Amazon?
Haben Sie sich auch an Amazon gewandt?
Ja, das erste Mal, als auch meine eigenen Bücher von den Manipulationen bei Besprechungen und Kommentaren betroffen waren. Da Amazon, aus welchen Gründen auch immer, die Lage nicht unter Kontrolle kriegt, überlege ich mir inzwischen ernsthaft, mich von dieser Plattform zu verabschieden. Denn Täter, die sich selber zu Opfern machen, lassen sich durch gutes Zureden nicht von ihrer Sicht der Dinge abbringen. Und irgendwann hört der Spaß dann auf. Mehr lächerlich als rufschädigend finde ich, wenn sich eine Emma-Journalistin in das Gezeter um die Nummer 1 einspannen lässt und die Platzierung einer weiblichen Rezensentin auf eine Männerverschwörung zurückführt.
Die Fragen stellte Daniel Lenz
NIemand hat je gesagt, dass die Qualitätsansprüche der Profis die Vorgabe für Amazon Rezensenten sei. Meist erschaffen Profikritiker ein eigenes Werk, vermitteln ihr Weltbild etc., statt das Werk des Autors einfach zu erklären. Amazon Rezensenten bewerten stärker so, wie sie es gerne lesen würden, auch von Profirezensenten. Hier ergibt sich ein völlig neues Mix von einfachen, verständlichen Besprechungen bis hin zu überdrehtem Geschwurbel, die so klingen wie sich Herr phil. Mustermann ein Kurz-Essay vorstellt.
Herr Fuchs gibt hier einen Vergleich zum Besten, der von Amazon nie so gemeint war. Amazon Rezensenten schreiben so, wie ihr Schnabel gewachsen ist. Das fasziniert Leser.
Wenn Herr Fuchs der Meinung ist, die Anforderungen an Qualitäts-Rezensionen zu kennen, dann sollte er diese kommunizieren. Dazu gibt Amazon genügend Möglichkeiten.
Auffallend ist insgesamt, dass die Rezensionen der Nr. 2, Helga König, über Gebühr in Serie – oft Minuten nach der Veröffentlichung – negativ abgevotet werden. Dies empfinde ich als Sabotage am Unternehmen amazon.
Wenn sich der Täter zum Opfer stilisiert: sehr schön formuliert von Herrn Fuchs, der über ein gewisses Forum alle missliebigen MIt-Konkurrenten auf das herunter-klicken lässt, was er oben sagt: „Zudem sind die Qualitätsansprüche der professionellen Schreiber noch immer so hoch, dass sie die Konkurrenz auf Amazon nicht zu fürchten brauchen.“
Dies ist eine Ohrfeige für alle seine Konkurrenten, die sein ganzes Denken verdeutlicht. Alles, außer seinem seichten „Wortgeklingel“ stammt von dummen Schafen, die nicht in der Lage sind, drei zusammenhängende Sätze zu formulieren.