Der litradukt-Verlag, 2006 gegründet von Peter Trier, inzwischen geführt von Manuela Zeilinger-Trier, ist ab September in Trier tätig. „Dass wir so heißen wie die Stadt, in der wir nun wohnen, ist Zufall, aber wir betrachten es natürlich als gutes Omen“, bemerkt die Verlagsinhaberin dazu. „Eine gewisse Verbundenheit war so schon immer gegeben. Und wir sind sehr angetan vom reichen Kulturleben der Stadt. Wie Kehl, unserer früherer Verlagssitz, liegt Trier in Grenznähe, das schafft eine offene Atmosphäre, die ein international ausgerichteter Verlag einfach braucht.“
Litradukt veröffentlicht karibische und afrikanische Autoren in deutscher Übersetzung, wobei der Schwerpunkt auf Haiti liegt. „Von Haiti hört man fast nur im Zusammenhang mit Katastrophen, dabei hat das Land eine reiche Kultur und eine große Dichte an literarischen Talenten. Wir sind schon ein wenig stolz darauf, dass wir Autoren wie Louis-Philippe Dalembert, Gary Victor oder Georges Anglade in Erstübersetzungen herausgebracht haben. All diese Autoren sind in ihrer Heimat sehr populär, waren aber dem deutschsprachigen Publikum nicht zugänglich“, erläutert Frau Zeilinger-Trier. Weitere Entdeckungen bzw. Wiederentdeckungen von litradukt aus den letzten Jahren sind die aus Guadeloupe stammende Maryse Condé („Victoire“), die in den achtziger Jahren mit „Segu“ einen Bestseller hatte, Emmelie Prophète („Das Testament der Einsamen“) und Kettly Mars („Fado“, „Wilde Zeiten“). Kettly Mars unternahm im April eine erfolgreiche Lesereise durch Deutschland und Österreich.
„Lesungen veranstalten wir so oft wie möglich; sie sind Höhepunkte unserer Arbeit und tragen viel dazu bei, unsere Autoren bekannt zu machen“, Verlagsgründer Peter Trier. Der hat die meisten Bücher auch selbst übersetzt und erinnert sich gern an die Anfänge: „Wir haben viel improvisiert, hatten keinerlei Erfahrung, aber wir bekamen von Anfang an positive Resonanz. Das hat uns ermutig, weiterzumachen.“ Manuela Zeilinger-Trier und ihr Mann hatten ursprünglich keinerlei Beziehung zu der Schwarzenrepublik in der Karibik. „Wir haben rein zufällig ein Buch aus Haiti in die Hände bekommen und uns gefragt, warum kaum ein Autor aus diesem Land übersetzt wird. Je mehr wir die haitianische Kultur und Geschichte entdeckt haben, desto faszinierter waren wir.“ Die Verbundenheit äußert sich inzwischen auch darin, dass bei von jedem direkt verkauften Buch ein Prozentsatz an Hilfsprojekte für Haiti fließt.
In diesem Herbst bringt litradukt zwei Neuerscheinungen heraus: „Jahrestag“ von Lyonel Trouillot, eine Erzählung, die in den politischen Wirren von 2004 spielt, sowie „Schweinezeiten“, ein Voodoo-Krimi von Gary Victor.
Nähere Informationen zum Programm und zum Verlag www.litradukt.de.
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