Katholische Buchhändler und Verleger profitieren nicht von der Rückkehr des Religiösen in der Gesellschaft. Angesichts der sinkenden Zahl der konfessionellen Fachsortimente rücken die Buchverlage enger zusammen. Ein Interview mit Thomas Häußner, seit 1996 Verlagsleiter und Geschäftsführer beim Würzburger Echter Verlag.
Profitieren die katholischen Buchhändler und Buchverleger von einer Renaissance der Werte in der Wirtschaftskrise?
Davon spüren wir leider nichts. Wir beobachten in der Gesellschaft seit Jahren eine Rückkehr des Religiösen und eine wachsende Sehnsucht nach Spiritualität, aber das ist nicht nur ein Thema für die konfessionellen Verlage. Das letzte Ereignis, von dem speziell der katholische Buchhandel profitiert hat, war die Wahl des deutschen Papstes, aber dieser Hype ist mittlerweile wieder abgeflaut.
Wie machen sich im katholischen Buchhandel die negativen Auswirkungen der Krise bemerkbar?
Wie auch schon in den vergangenen Jahren zeigt sich, dass das religiöse Buch weniger anfällig ist für akute Krisen. Langfristig gibt es aber leider den Trend, dass die Zahl der katholischen Fachsortimente immer weiter abnimmt, auch wenn es einige Marktteilnehmer gibt, die sich sehr konstant behaupten können.
Wie ist die Situation der Verlage?
Wir haben in den vergangenen Jahren einen starken Konzentrationsprozess in der katholischen Verlagslandschaft erlebt. Ein weiterer Trend ist, dass sich viele Verlage mit säkularen Programmen ein zweites Standbein geschaffen haben. Innerhalb des religiösen Buchsegments hat eine Spezialisierung stattgefunden. Wir vom Echter Verlag konzentrieren uns zum Beispiel mittlerweile auf wissenschaftliche Theologie und Spiritualität und machen keine Kinderbücher und keine Titel zum Themenfeld Liturgie mehr. In diesen Bereichen sind dafür andere Verlage sehr stark vertreten, etwa Butzon & Bercker im Kinderbuch oder der Schwabenverlag und Pustet mit liturgischen Titeln.
Rücken die katholischen Verlage in dieser Situation enger zusammen?
Es gibt Austausch und Zusammenarbeit auf verschiedenen Ebenen, etwa in der Verlagsgruppe Engagement, in der sich zehn Verlage zusammengeschlossen haben. Auch auf der Verlegerkonferenz Buch im Katholischen Medienverband tauschen wir uns regelmäßig aus und der Verband organisiert jedes Jahr auf der Frankfurter Buchmesse einen Gemeinschaftsstand, an dem 33 Verlage vertreten sind.
Gibt es weitere Pläne für eine engere Zusammenarbeit?
Es gibt konkrete Überlegungen für eine ökumenische Vertriebsgemeinschaft in Zusammenarbeit mit Umbreit, die uns ermöglichen soll, dem allgemeinen Sortiment attraktivere Angebote zu machen.
Die Fragen stellte David Wengenroth
Zur Person: Thomas Häußner
ist seit 1996 Verlagsleiter und Geschäftsführer beim Würzburger Echter Verlag. Er ist Sprecher der Verlegerkonferenz Buch im KM. Katholischen Medienverband, der sich in der vergangenen Woche in Münster zu seiner Jahreshauptversammlung getroffen hat.
aus: buchreport.express 28/2009
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