Die optimistische Stimmung der Ladenbau-Branche nach der Messe Euroshop hat einen empfindlichen Dämpfer erhalten. Grund: Die seit einigen Monaten immens gestiegenen Preise für Energie und Vormaterialien, vor allem der hohe Preis des für Ladenbauer wichtigen Warmbreitband-Stahls. Nach Angaben des Wirtschaftsverbandes Stahl- und Metallverarbeitung (WSM) droht den Stahl und Metall verarbeitenden Betrieben im 2. Halbjahr ein Kostenschub von 50%. Kostete die Tonne Flachstahl zu Jahresbeginn noch rund 500 Euro, waren es im April schon 600 Euro. Für Lieferungen ab September kündigen die Stahlkonzerne eine weitere Preiserhöhung auf dann 770 Euro je Tonne an.
Besonders für die Systemhersteller im Ladenbau mit hohem Stahlanteil in der Produktion sieht der Deutsche Ladenbau Verband (dlv) eine „existenzgefährdende Entwicklung“. „Mittelständisch geprägte Ladenbauunternehmen sehen sich gezwungen, die stark erhöhten Materialkosten an die Kunden weiterzugeben“, meint dlv-Geschäftsführer Wolfram Krause.
Preiserhöhungen als Instrument zur Kompensation der gestiegenen Kosten sind für buchhändlerische Ladenbauer jedoch nicht ohne Weiteres durchsetzbar. „Wir haben mit einigen Kunden längerfristige Verträge mit festen Preisen“, erklärt Karl Holzer, Vertriebsleiter bei Ladenbauer Ganter, der unter anderem Filialen der DBH-Unternehmen Hugendubel und Weltbild einrichtet. Da der Stahl-Anteil in der Produktion zum Teil sehr hoch sei (bei Standard-Regalen bis 50%; deutlich weniger bei Mittelmöbeln), versuche man, die Kosten durch Standardisierungen aufzufangen. Zum Jahresende wird aber auch Ganter neu kalkulieren und die Preise gegebenenfalls anpassen.
Auch Kreftbrübach versucht die Kostensteigerungen auszugleichen: Durch einen Wechsel der Lieferanten, verbesserte Produktionsabläufe oder rohstoff- und energieoptimierte Bauteile. „Generelle Preiserhöhungen gibt es bei uns nicht“, erklärt Geschäftsführer Stephan Brübach. Viel gravierender als die Stahlpreise sind nach seiner Einschätzung jedoch die steigenden Energiepreise, die auch Sortimenter z.B. bei der Ladenbeleuchtung treffen.
Der Schweizer Ladenbauer Umdasch Shop Conzept sieht im Gegensatz zu Branchen mit hohem Stahlanteil wie dem Lebensmittelhandel Einrichtungen im Buchhandel grundsätzlich weniger betroffen. Dennoch schließt Reinhard Peneder, Leiter Marketing und Werbung, Preiserhöhungen nicht aus: „Preisanpassungen sind bei Projekten mit hohem Metallanteil schwer zu vermeiden.“
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