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Hartwig Schulte-Loh: E-Books mit Beilage

Hartwig Schulte-Loh: E-Books mit Beilage

Der Startschuss für angereicherte E-Books ist unüberhörbar. Doch erfolgreiche Geschäftsmodelle fehlen noch. Eine engere Zusammenarbeit von Buchwirtschaft und Werbewirtschaft ist an der Zeit.

Die Welt der E-Books dreht sich langsamer als sie könnte und vielleicht auch sollte. Das liegt vor allem an der mangelnden Einbindung des Sortiments in den Vertrieb und zu hohen Preisen. Bei den Endgeräten scheinen Smartphones und Tablets die Reader inzwischen abgehängt zu haben. Zwar ist die Zielgrade noch nicht erreicht, doch bieten diese Geräte weit über den bloßen Text hinaus vielfältige Möglichkeiten, um die Konsumentenseele einzufangen. Damit ist die Tür zur bunten Welt des Multimedia weit aufgestoßen und der Startschuss für enhanced E-Books unüberhörbar.

Viele Marktteilnehmer sehen darin „ the next big thing“, aber keiner weiß bislang, wie es erfolgreich gemacht werden kann. Auf dem weiten Feld des Edu- und Infotainments gibt es einige gute Ansätze, die im wesentlichen die lange Erfahrung der Akteure im multimedialen Raum widerspiegeln. Dieser riesige Markt wird sicher ein Motor für die Entwicklung sein.
Überall da, wo Bilder eine zentrale Rolle neben dem Text spielen, bietet es sich förmlich an, diese auch bewegt einzubinden. Nixonland, mit 27 Videoeinspielungen,
die als Apps in des E-Book integriert sind ( 1 bis 2 Dollar Aufpreis ) ist ein frühes Beispiel, wohin der Weg gehen kann.

Jede Biographie kann vorhandenes Filmmaterial oder Originaltöne nutzen etc. Ob allerdings diese Anbindungen einen vom Kunden gewünschten und bezahlten Mehrwert haben, ist vollkommen unklar. Das liegt in erster Linie daran, dass bisweilen eigensinnige Leser sich ihre Informationen oft gerne auf eigene Faust beschaffen. So hat der neue Sony Reader einen einfachen Übergang vom Text zu Wikipedia und zurück. Das Einfache kann auch manchmal das Richtige sein.

Kaum einen Krimileser wird es interessieren, den Autor mit seinem Hund durch den heimischen Garten tollen zu sehen, es sei denn – er wird von seinem Hund massakriert. Da Lesen fiktionaler Texte einen individuellen Film im Kopf produziert, ist es zur Zeit wohl nur sinnvoll, zusätzliches Material anzuhängen und unabhängig vom Text in Form eines multimedialen Glossars zu verwenden. Wie viel so etwas allerdings wert ist, wird der Markt entscheiden.

Skepsis ist angebracht. Damit die Entwicklung nicht durch hohe Preise und Entwicklungskosten behindert wird, sollten Verlage auch andere Finanzierungsquellen ins Auge fassen.
Eine bislang unzureichend durchdachte Möglichkeit ist die Anreicherung von E-Books durch Werbung. Die Werbeindustrie fahndet ständig nach unberührten Plattformen, um Ihre Botschaften zu verbreiten. Traditionell sind das Buchlager und das Werbelager eher verfeindet. Es gibt eine unbestimmte, tiefverwurzelte Abneigung des gemeinen Buchmenschen gegen Werbung. Die wenigen Versuche, die es gab, Buchseiten als Werbeflächen zu vermarkten, sind kläglich gescheitert.

Nun werden die Karten neu gemischt. Eine engere Zusammenarbeit von Buchwirtschaft und Werbewirtschaft ist an der Zeit. Nicht zuletzt deshalb, weil die Zukunft zu einer Konvergenz von Buch und Zeitung führen wird.

Hartwig Schulte-Loh war Geschäftsführer beim Berliner Kulturkaufhaus Dussmann und zuletzt Berater der Edel AG im Musikgeschäft. Zuletzt hat er sich zum Coach ausbilden lassen. Er berät Firmen mit seinem Unternehmen Buchnet.

Kommentare

2 Kommentare zu "Hartwig Schulte-Loh: E-Books mit Beilage"

  1. Ein aus meiner Sicht wertvoller Beitrag, dessen Begriff der Werbung sich vielleicht noch um Advertorial und Product Placement ergänzen ließe. Diese Formen sind etwas weniger „invasiv“ und könnten dem typischen Buchinhalt ein bisschen besser gerecht werden. Hier kann die Buchbranche sich vielleicht etwas von der Magazin- und der Filmbranche abschauen.

  2. Anreicherung in Form von Affiliate- bzw. Partne-Links: Ich habe über epubli gerade ein Sachbuch veröffentlicht und es werden vier weitere in Kürze folgen. Dazu hatte ich mich schon vor drei Wochen bei Amazon PartnerNet erkundigt, wie ich Amazon-Partnerlinks in die eBooks einbauen kann, denn es wäre nicht nur ein Dienst am Leser, zu den vielen im Text zitierten und teilweise ausführlich besprochenen Büchern die Amazon-Links zu liefern, sondern auch eine Einnahmequelle, die niedrige eBook-Preise rechtfertigen könnte. Bis heute habe ich zwar einige vertröstende Emails, aber noch keine Antwort bekommen, obwohl das technisch nicht so schwierig sein sollte. Mir ist klar, dass Reader ohne Browserfunktion und Online-Verbindung mit den Links nichts anfangen können, aber immer mehr Geräte werden das können. http://www.epubli.de/shop/buch/Ende-Bundesrepublik-INTEGRAL-Version-Reginald-Gr%C3%BCnenberg-9783844209013/9992

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