Nicht nur auf dem Campus der Schulen des Deutschen Buchhandels in Seckbach lassen angehende Buchhändlerinnen und Buchhändler die Köpfe hängen: Die schriftliche Abschlussprüfung im Fach Rechnungswesen schlossen auffällig viele Auszubildende mit miserablem Ergebnis ab. „Leider liegen wir im Vergleich zum schlechten Bundesdurchschnitt, der sich im Bereich der Note 4 bewegt, im Trend“, räumt Monika Kolb-Klausch, Bildungsdirektorin des Börsenvereins, auf Anfrage von buchreport ein.
Wer muss nachsitzen?
Zum Hintergrund: Im Fach Rechnungswesen wurden in diesem Jahr Veränderungen in der Prüfungsstruktur vorgenommen, wobei es offenbar versäumt wurde, die Methodenänderung in ausreichendem Maße an die Lehrer weiterzugeben. Zumindest lauten so die offiziellen Erklärungsversuche. Kolb-Klausch: „Es scheint bundesweit ein Vermittlungsproblem gegeben zu haben, das es nun umfänglich zu klären gilt.“ Die Bildungsdirektorin des Verbandes steht in direktem Kontakt zur zuständigen IHK und zum Prüfungserstellungsausschuss. In den nächsten Wochen sollen die Gespräche stattfinden.
Ursachenforschung betreibt auch der Handelsriese Thalia, der seine angehenden Buchhändlerinnen und Buchhändler nach Seckbach schickt. „Die schriftlichen Ergebnisse der Abschlussprüfung im Fach Rechnungswesen weisen im Vergleich zu anderen Prüfungsfächern signifikante Abweichungen auf“, erklärt Thalia-Sprecherin Mirjam Berle. Dies sei „flächendeckend der Fall“ und daher nicht nur ein Problem für Thalia. Berle konstatiert: „Viele unserer betroffenen Auszubildenden haben sehr gute bis ausgezeichnete Leistungen während ihrer zurückliegenden Lehrzeit gezeigt.“ Um die Gründe für das schlechte Abschneiden zu finden, sei ein „intensiver Austausch mit verschiedenen Institutionen und Verantwortlichen“ erfolgt. „Die Analyse hat ergeben, dass die Prüfungsergebnisse in keinster Weise auf eine ungenügende Vorbereitung der Schule zurückzuführen sind“, betont Berle.
Nicht gerade beruhigt wird die momentane Campus-Depression in Seckbach durch eine Personalie: Wolfgang Schmelzle hat die Schulen des Deutschen Buchhandels in dieser Woche verlassen. „Als Dozent für Rechnungswesen, allgemeine Wirtschaftslehre und als Leiter der Fachschule hat er das Campusleben über viele Jahre mitgestaltet“, teilt der Börsenverein mit. Ein Zusammenhang mit den aktuellen Entwicklungen wird vehement dementiert. Der Fortgang des Dozenten, der seinen „künftigen Arbeitsschwerpunkt näher an seinen Wohnort“ an der französischen Grenze verlegen wolle, sei auf eigenen Wunsch erfolgt.
(Aus buchreport.express 31/2009)
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