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HDE: Nicht-Lebensmittelhandel verliert 40 Mrd Euro Umsatz

Wie ist der Einzelhandel in Deutschland bisher durch die Coronakrise gekommen – und was steht ihm in der nächsten Zukunft bevor? Der Handelsverband Deutschland (HDE) liefert aktuelle Daten und gibt eine erste Prognose: Im Nicht-Lebensmittelhandel rechnet er mit einem Umsatzminus von 40 Mrd Euro, vorausgesetzt es kommt keine zweite Pandemiewelle.

In einer Online-Pressekonferenz rekapituliert HDE-Hauptgeschäftsführer Stefan Genth zunächst die Situation des Einzelhandels seit Jahresbeginn. Demnach sei die Perspektive für dieses Jahr eigentlich gut gewesen, mit einem fortgesetzten Wachstum im Einzelhandel von +2%, „doch dann kam Corona“: 200.000 Geschäfte im Lockdown sorgten für einen historischen Umsatzrückgang im Einzelhandel, seither seien die Verbraucher im Krisenmodus und Unternehmen in Existenznot geraten.

Einzelhandel wird verlorenen Umsatz nicht mehr einholen

Als Folge der Corona-Pandemie schildert er ein massives Wegbrechen des privaten Konsums, wobei der Einzelhandel den verlorenen Umsatz voraussichtlich nicht mehr einholen werde. Die Maßnahmen des Konjunkturpakets greifen nach Einschätzung des HDE nur begrenzt:

  • Der Kinderbonus stärke zwar den Konsum, aber es sei fraglich, ob der Handel davon profitiert.
  • Auch von der Umsatzsteuersenkung erwartet Genth „keinen großen Schub für den Einzelhandel“.

„Die Coronakrise reißt bei vielen Nicht-Lebensmittelhändlern große Löcher, das Geld wird vielerorts knapp. Die Kunden kommen nicht in der gewohnten Zahl, die Umsätze sinken dementsprechend weit unter Normalniveau“, so Genth weiter. Dabei registriert der HDE eine Zweiteilung im Handel: Die E-Commerce und Lebensmittelhandel profitieren, alle anderen Bereichen verlieren. 80% der Unternehmen im Einzelhandel leiden unter erheblichen Umsatzrückgängen, während der Online-Handel zeitweise massive Zuwächse verzeichnet. Unter den Verlierern wird auch ein Segment aus dem Buchbereich genannt: Wenig überraschend sind die Ausgaben für Reiseführer erheblich zurückgegangen.

Vor allem innenstadtrelevante Branchen seien betroffen: Hier beziffert der HDE den Umsatzverlust des stationären Handels im Jahr 2020 zwischen -21 und -39 Mrd. Euro. Das Umsatzniveau von 2019 werde „nur unter sehr günstigen Bedingungen in den kommenden zwei Jahren wieder erreicht werden“. Weitere Folge: Die Kanalverschiebung in den Onlinehandel werde deutlich beschleunigt und Folgen für die Innenstädte mit sich bringen.

L-Szenario mit einer langsamen Erholung des Handels

Wie geht es weiter? Ein aktuelles Szenario des Handelsverbandes für das laufende Jahr zeige, dass die Händler, die über fünf Wochen zum Schutz vor der Corona-Epidemie komplett schließen mussten, mit rund 22% Umsatzminus im Vergleich zu 2019 rechnen müssen. Dieses Szenario setze jedoch voraus, dass es keine zweite Coronawelle gibt. Gleichzeitig legt der HDE seinen Berechnungen zugrunde, dass die Rettungspakete bei den Unternehmen Wirkung zeigen, der Arbeitsmarkt zwar unter Druck bleibt, jedoch die Maßnahmen zur Kurzarbeit wirken, die Sparquote nach wie vor deutlich steigt und es trotz Lockerungen auch weiterhin Abstands- und Hygieneregelungen gibt.

Was bedeutet das L-Szenario für die Branche?

  • Lockdown-Nonfood-Handel verliert 2020 schätzungsweise 40 Mrd Euro Umsatz (-22%)
  • Einzelhandel insgesamt verliert rund 4% seines Vorjahresumsatzes
  • Umsätze werden weitgehend nicht aufgeholt
  • Steigende Insolvenzzahlen
  • Krisenbewältigung dauert 2021ff an
  • Druck, die Geschäftsmodelle sowie Standort- und Investitionsentscheidungen anzupassen
  • Digitalisierungsschub in den Unternehmen

Damit sei das Jahr 2020 das Jahr mit dem stärksten Wirtschaftsrückgang in der Geschichte des Einzelhandels seit dem zweiten Weltkrieg. „Die Coronakrise wird den Handel noch einige Jahre beschäftigen. Denn viele Verbraucher haben ihr Einkaufsverhalten verändert. Darauf müssen die Händler reagieren“, so Genth weiter.

Vor diesem Hintergrund rät der HDE dem Einzelhandel, seine Geschäftsmodelle sowie Standort- und Investitionsentscheidungen anzupassen. Von der Politik fordert der Verband deshalb insbesondere für kleinere Unternehmen einen staatlichen Digitalisierungszuschuss.

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