Die S. Fischer Verlage trauern um einen Lektor, Wissenschaftler und Publizisten, der das Lektorat Geschichte im Sachbuch von 1976 bis zu seiner Pensionierung 2011 aufgebaut und geprägt hat.
Unter seiner Herausgeberschaft und gefördert durch die Verlegerin Monika Schoeller entstand die sogenannte „Schwarze Reihe“ (eine aus der Umschlaggestaltung abgeleitete Bezeichnung, die eigentlich „Die Zeit des Nationalsozialismus“ lautete). Insgesamt erschienen dort mehr als 250 Bände, die sich mit verschiedensten Aspekten der NS-Diktatur, mit der Entstehung und Funktionsweise der Unterdrückung, insbesondere mit dem Holocaust, befassten.
Als “mächtiger Sperrriegel gegen das Vergessen und Verdrängen” bezeichnete Volker Ullrich in der “Zeit” das Projekt Walter Pehles, in dem der analysierende Blick auf das System ebenso wichtig war wie die Anschaulichkeit durch das Erzählen der Opfergeschichten (in der Unterreihe “Lebensbilder”). Besondere Akzente setzte Walter Pehles Reihe mit der Neuedition von Raul Hilbergs Standardwerk “Die Vernichtung der europäischen Juden”, mit den Büchern von Ernst Klee zum bis dahin wenig beachteten Thema der Ermordung von psychisch kranken und behinderten Menschen sowie mit Publikationen zu den Nachwirkungen des Nationalsozialismus in der Bundesrepublik, zu Rechtsextremismus und Erinnerung.
Ein weiterer Schwerpunkt der Lektoratsarbeit Walter Pehles galt der frühen Neuzeit, zudem entwickelte er zusammen mit Wolfgang Benz und Rebekka Habermas Anfang der 1990er Jahre die Buchreihe „Europäische Geschichte“.
1993 wurde Walter Pehle Honorarprofessor an der Universität Innsbruck, er erhielt außerdem höchste Auszeichnungen wie die Goethe-Plakette der Stadt Frankfurt am Main, das Bundesverdienstkreuz am Bande und das Bundesverdienstkreuz 1. Klasse.
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