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Hilfe aktiv in Anspruch nehmen

Johannes Scherer, der am vergangenen Samstag 65 Jahre alt wurde, steht seit 27 Jahren an der Spitze des LV Baden-Württemberg. Von den Börsenvereins-Mitgliedern wünscht er sich, dass sie den Verband künftig noch mehr fordern.

Wäre es nicht einfacher, den Dienst im Börsenverein, in dem es zur Zeit drunter und drüber geht, zu quittieren und nach 27 Jahren in den wohlverdienten Ruhestand zu wechseln?
Es wäre nicht klug, in dieser zweifellos schwierigen Phase den Bettel hinzuschmeißen. Abgesehen davon habe ich meinem Vorsitzenden Dr. Konrad Wittwer vor zwei Jahren versprochen, so lange zu bleiben, wie er den Vorsitz innehat.

Was muss ein Verband heutzutage leisten?
Er muss Mitgliedernähe beweisen, und zwar mehr denn je, weil die Zeiten nicht leichter werden. Er muss agieren und nicht nur reagieren. Parallel dazu ist bei jeder sich bietenden Gelegenheit das Gespräch mit der Politik und mit dem Gesetzgeber zu suchen. Die Buchbranche setzt bundesweit pro Jahr ca. 10 Mrd Euro um, hat also eine relativ geringe wirtschaftliche Bedeutung. Nach außen wirkt sie jedoch – und dies ist mit ein Verdienst des Börsenvereins – wesentlich größer, als sie es de facto ist: Dass es nicht an gesellschaftlicher Anerkennung mangelt, zeigt die Politprominenz auf der Frankfurter Buchmesse ebenso wie die TV-Live-Übertragung des Friedenspreises.

In drei Jahren wollen Sie sich in den Ruhestand zurückziehen. Wäre das ein guter Zeitpunkt, mit einem einzigen süddeutschen Lan­desverband an den Start zu gehen?
Ich glaube nicht, dass die bayerischen Verlage und Buchhandlungen 2013 ein Interesse haben werden, mit dem Landesverband Baden-Württemberg zu fusionieren. In Nordrhein-Westfalen…

…wo eine Fusion mit dem Bundesverband vorbereitet wird…
…herrscht eine vollkommen andere Situation als in Baden-Württemberg und Bayern: Der Landesverband NRW hat wesentlich hö­here Beitragsausfälle als die beiden süddeutschen Verbände, weil es dort Buchhandelsketten gibt, die immer weiter expandieren und die dadurch viele kleinere und mittlere Buchhandlungen dazu bringen, die Segel zu streichen. Unter ihnen sind schon etliche gewesen, die mit etwas externer Beratung sehr gute Überlebenschancen gehabt hätten…

Geburtstagskinder dürfen sich was wünschen. Was wünschen Sie sich für Ihren Verband?
Ich wünsche mir für den Landesverband Baden-Württemberg, dass die Mitglieder nicht nur brav ihre Beiträge bezahlen, sondern ihn auch verstärkt nutzen. Wir sind
in der Geschäftsstelle mittlerweile zwar gut darin geübt, auch zwischen den Zeilen zu lesen, aber es wäre für alle Beteiligten hilfreich, wenn unsere Hilfe häufiger aktiv und unverblümt in Anspruch genommen würde. Dafür ist unser Verband schließlich da!  
Die Fragen stellte Maria Ebert

Zur Person: Johannes Scherer
ist seit 1983 Geschäftsführer des Börsenvereins-Landesverbands Baden-Württemberg und feiert am Samstag seinen 65. Geburtstag. Scherer wird voraussichtlich bis 2013 im Amt bleiben, um dem Börsen­verein, der sich in einer schwierigen Umbruchphase befindet, mit seiner Erfahrung zur Ver­fügung zu stehen.

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