Welche Chance hat bezahlter Journalismus im Internet und auf mobilen Endgeräten? Die Paid-Content-Frage wird unter den Medienkonzernen mit starker Presse-Säule aktuell wieder intensiv diskutiert, unterfüttert mit ersten Zahl
- In Deutschland ist der Axel Springer Verlag Vorreiter. Vorstandschef Mathias Döpfner sagte dem „Handelsblatt“: „Wir wollen in sieben Jahren die Hälfte unserer Umsätze im digitalen Bereich machen.“ Momentan ist es noch ein Viertel. Springers „Bild“- und „Welt“-Applikationen für Apple-Geräte wurden 280000 Mal heruntergeladen. Seit Dezember 2009 verlangt der Verlag außerdem Geld für die online zugänglichen Lokalseiten von „Hamburger Abendblatt“ und „Berliner Morgenpost“. Nach Angaben von Abendblatt Online-Chef Oliver Schirg wächst die Zahl der Nutzer, die sich fürs Internet-Abo entscheiden.
Rupert Murdoch ist glühender Verfechter von Paid Content
- Der erste Versuchsballon aus dem Zeitungsimperium von Rupert Murdoch war das „Wall Street Journal“. Mittlerweile haben fast 450000 Leser ein digitales Abonnement abgeschlossen.
- Seit Anfang Juli sind die Artikel der britischen „Times“ und „Sunday Times“, ebenfalls aus dem Hause News Corp. von Rupert Murdoch, nur noch gegen Bezahlung zu lesen. 105000 zahlende Kunden konnten gewonnen werden. Zum Vergleich: Die gedruckte Auflage liegt bei rund 500000. Massenwirkung geht allerdings verloren: Im zweiten Quartal 2010, als der Zugang noch kostenlos war, hatten 3,1 Mio Besucher die Homepages von thetimes.co.uk bzw. thesundaytimes.co.uk angeklickt. Die Paid-Content-Zahlen seien aber „ermutigend“, sagt „Times“-Chefredakteur James Harding.
- Anfang des kommenden Jahres will mit der „New York Times“ die nächste internationale Zeitung ihr Angebot kostenpflichtig machen.
Andere Verlagsmanager halten sich jedoch zurück in Sachen Paid Content. „Ich würde warnen, es so zu machen wie Rupert Murdoch“, wird Konstantin Neven DuMont, Vorstand der Verlagsgruppe M. DuMont Schauberg, in der „FTD“ zitiert. „Wir wollen unsere Werbeerlöse im Netz nicht gefährden.“ Marc Mangold, bis Ende Oktober Entwicklungschef des Hubert Burda Verlags, gibt sich ebenfalls sekeptisch: „Für textbasierte Inhalte wird es auf absehbare Zeit keine Paid-Content-Geschäftsmodelle geben.“
Tablet-PCs eröffnen neue Bezahlmöglichkeiten
Einen Paid-Content-Einstieg bieten Apps für das Tablet iPad; neue Beispiele:
- Seit Anfang November bietet die WAZ-Gruppe zwei Bezahl-Apps nur gegen Gebühr. Die „WAZ Dauerkarte“ richtet sich an Fußballfans, die „WAZ Stau-Info“ an Autofahrer. Mit diesen beiden Angeboten sollen erste Erfahrungen gesammelt werden, die bei der Umsetzung der bereits angekündigten Nachrichten-App hilfreich sein sollen.
- Ebenfalls im November ist die „FAZ“ mit einer App gestartet. Nach einer 30-tägigen Probezeit verlangt der Verlag 2,99 Euro monatlich.
- Das „Handelsblatt“ gibt es in digitaler Version für das iPad. Weitere kostenpflichtige Digitalangebote sind für Januar 2011 angekündigt.
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