Nachdem vor einigen Tagen der Leipziger Verlag Faber & Faber Insolvenz anmelden musste, sendet nun auch der Berliner Verlag Hirnkost Notsignale. Man stehe „kurz vor dem Aus“, schreibt Verleger Klaus Farin. „Ausgerechnet im Jahr seines 20-jährigen Jubliläums“
Seit Wochen habe das aus fünf Angestellten bestehende Verlagsteam, auch mit externer Beratung, an einem Krisenplan gearbeitet und Ideen für eine nachhaltige Sanierung entwickelt. Doch um diesen Plan umzusetzen und bis eingereichte Förderanträge bewilligt sind, brauche der Verlag eine Grundfinanzierung für vier bis fünf interessante Neuerscheinungen im Frühjahr und einen Stand auf der Leipziger Buchmesse.
Insgesamt rund 60.000 Euro seien notwendig, um dem Verlag ein Jahr Zeit für den Neuaufbau zu geben. „Wir haben schon jetzt erste Zusagen bekommen und sind sehr optimistisch, aber das wirkt alles erst ab Herbst nächsten Jahres“, so Klaus Farin. „Doch wenn wir keine neuen Titel veröffentlichen können, müssen wir aufgeben. Kein Verlag generiert Umsätze nur mit der Backlist.“ Noch bis Ende November hat der Hirnkost Verlag Zeit für eine Entscheidung, formuliert Farin.
Gegründet wurde der Verlag, der sich vor allem auf engagierte Literatur zu Jugendkulturen, Flucht und Klassiker der utopischen Literatur spezialisiert hat, aus dem Archiv der Jugendkulturen heraus. Dessen Initiator und langjähriger Leiter Klaus Farin, selbst Autor und Lektor, führt den Verlag seit 20 Jahren ehrenamtlich als Geschäftsführer. „Bis 2022 haben wir schwarze Zahlen geschrieben, dann kam der Einbruch durch den Krieg bzw. Inflation und Energiekrise. Normalerweise haben wir einen Jahresumsatz von rund 100.000 Euro, in diesem Jahr haben wir von unserer Auslieferung 17.800 Euro überwiesen bekommen.“
Die Meldung fällt just in die Zeit nach dem Deutschen Verlagspreis, der einmal mehr die Frage nach einer strukturellen Verlagsförderung in Deutschland befeuert hat. Zuletzt war genau das auch Thema bei der Sitzung der Börsenvereins-Fachausschüsse.
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