Mit ihrer Abrechnung gegen den „widerlichen Club“ Amazon hat Schriftstellerin Sybille Lewitscharoff die Schlagzeilen geprägt. Berater und buchreport-Korrespondent Rüdiger Wischenbart entgegnet ihrer Abrechnung – und sieht die Buchbranche in der Pflicht.
Zwar sei Amazon für die Behandlung seiner Mitarbeiter und die Steuerpolitik durchaus zu kritisieren, schreibt Wischenbart in der „Welt“. Doch haue die Lewitscharoff daneben, wenn sie diese viel zu geringschätzig als „widerlichen Klub“, weil unpassend für ihre „innere Familie“ aus erlesenen „Figuren der Literatur“, gründlich missverstehe.
Wischenbart versteht Amazon als „Antwort auf unangenehme Fragen, um deren ernsthafte Beantwortung wir Kulturmenschen uns wohl lieber drücken wollten“. Es sei ein „Skandal, dass wir uns in Europa wenig Besseres einfallen lassen als zu klagen, um Amazons Expansion und Monopolstellung in die Schranken zu verweisen, und all die neuen Territorien der Bücher und des Lesens weitgehend ausblenden“.
Natürlich sei es einfacher, Amazon und Google brandzumarken – statt die Steuerpolitik fair zu gestalten, sich auf eine Mehrwertsteuer für Bücher zu einigen und die Bewältigung des Strukturwandels anzupacken. Doch letztlich müsse man sich vor Augen führen, dass Amazon sich nur die globale Expansion zunutze gemacht habe. Statt diese Entwicklung zu beklagen, sollten die Kulturmenschen sie reflektieren und neue Antworten suchen.
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