Nicht nur die Anhänger von Barack Obamas politischen Zielen, sondern auch Verleger weltweit haben gestern mit Spannung die Antrittsrede des neuen US-Präsidenten verfolgt – in der Hoffnung, dass die zahlreichen Titel, die von Obama oder über Obama erschienen sind, durch die weltweite Obama-Welle wieder in die oberen Gefilden der Bestsellerlisten gespült werden. Ein Blick auf das aktuelle Ranking der „New York Times“ oder des „Spiegel“ zeigt, dass der Obama-Hype im Vorfeld der Inaugurationsrede zumindest im Buchhandel abgeebbt ist:
- In den USA liegt das bestplatzierte Obama-Buch, „The American Journey of Barack Obama“, nur auf Rang 16 der Sachbuch-Liste.
- Hierzulande hält sich „Ein amerikanischer Traum“ (Platz 7, Hanser) unter den Top-10, jedoch als einziger Obama-Titel unter den Top-50 der erfolgreichsten Sachbücher; von dem restlichen Dutzend der Obama-Titel keine Spur.
Trotz des Abwärtstrends haben mehrere Verlage in Deutschland neue Obama-Titel zum Jahresanfang in der Pipeline oder bereits veröffentlicht (Auswahl):
- „Michelle Obama“ von Liza Mundy (Fackelträger-Verlag).
- „Barack Obama. Yes, we can. Bilder einer Persönlichkeit“ von Callie Shell (Knesebeck).
- „Barack Obama“ von Christoph von Marschall (Orell Füssli, Neuausgabe)
- „Barack Obama“ von Peter Woeste (Lingen).
- „Sag’s wie Obama“ von Shel Leanne (Linde).
- „Barack Obama – Seine Sprache, Seine Stärke, Sein Charisma“ von Stefan Gössler (Books on Demand).
- „Yes we can“ von Scout Tufankjian (Edition Braus).
„Barack Obama ist als 44. Präsident sehr wohl ein Buchthema“, erklärt Orell Füssli-Lizenzen-Chef Lucas Hugelshofer auf die Frage von buchreport.de, ob Obama inzwischen eher ein Thema für die Presse geworden sei. Die soeben erschienene Neuausgabe von „Barack Obama, Der schwarze Kennedy“ von Christoph von Marschall sei bereits abverkauft, die nächste, sechste Auflage im Druck. Er sei zuversichtlich, dass Obama auch bei den deutschen Lesern gefragt bleibe. „Gerade auch hier in Europa wird man wissen wollen, wie Barack Obama die Schwierigkeiten, die auf ihn zukommen, meistern wird. Und da sind gute Hintergrundbücher, die seinen Entscheidungsstil und sein Charakterbild beschreiben und erläutern gefragt.“
Unabhängig von der Frage, ob und wie der politische Hoffnungsträger Nummer eins tatsächlich einmal mehr auch zum Hoffnungsträger der Verleger werden kann, wirkt die bisherige Bilanz beeindruckend:
- In den USA wurden von allen Obama-Titeln 2008 rund 1,8 Mio Exemplare verkauft; auch andere Beteiligte am Wahlkampf (darunter Joe der Klempner) hatten Bücher im Rennen, waren jedoch nicht ansatzweise ähnlich erfolgreich.
- 2007 hat Obama allein durch seine Bücher 3,7 Mio Dollar verdient, bei einem gesamten Haushaltseinkommen für 2007 von 4,2 Mio Dollar; 2008 dürfte die Summe erheblich größer gewesen sein.
Nicht nur in Deutschland, sondern auch in den USA wartet die Obama-Fangemeinde auf weitere Bücher vom und zum Bush-Nachfolger. Obama selbst hat laut seinem 2004 geschlossenen Vertrag mit dem Random House-Imprint Crown Publishers (1,9 Mio Dollar Honorar) noch zwei Titel in petto, darunter ein Kinderbuch.
Auch die älteste Tochter von Obama, Malia, die gestern bei der Antrittsrede selbst fleißig fotografiert und gefilmt hat, ist bereits ins Visier der Verleger geraten: Nach Medienberichten (hier) haben sich Verleger gestern darüber Gedanken gemacht, wie lukrativ ein Buch mit Fotos „hinter den Kulissen“ wäre. „Die Frage von Verlegern wäre: Würde sie ein Vorwort schreiben? (…) Würde Sie PR-Arbeit machen?“, zitiert eonline.com einen Verleger aus New York. „Wenn ja, würde ein großes Bietergefecht ausbrechen… Das Buch hätte alle Chancen, ein Bestseller zu werden, besonders bei Kindern.“
Interview mit Rosemarie von dem Knesebeck (Knesebeck Verlag)
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