Die Holtzbrinck Buchverlage wirtschaften bereits seit 2014 klimaneutral, sagt CEO Joerg Pfuhl. Der somit gar nicht so neue Befund wird jetzt 2020, im Jahr 1 nach Greta, aktiviert: Auf allen Neuerscheinungen der Verlage Droemer Knaur, Kiepenheuer & Witsch, Rowohlt und Fischer sowie auf den Argon-Hörbüchern befindet sich ab sofort ein grünes Signet, das auf die Klimaneutralität hinweist. Eingeschlossen in die Rechnung der ausgeglichenen Klimabilanz sind auch der Dienstleister HGV und der LeserInnen-Treffpunkt Lovelybooks.
Das grüne Logo verweist auf die Website klimaneutralerverlag.de, mit der die Holtzbrinck Buchverlage ihre Endkunden jetzt auf ihre Klimabilanz aufmerksam machen. Das Klima-Thema steht bei den Holtzbrinck-Buchverlagen bereits seit 2010 auf der Agenda, damals angestoßen von John Sargent, dem CEO der US-Tochter Macmillan und seit 2015 Chef der weltweiten Holtzbrinck-Publikumsverlage.
Die jährliche Erhebung einer Klimabilanz ermögliche es, erklärt Pfuhl, die Wirkung von klimaschützenden Maßnahmen zu messen. Ergebnis: In den vergangenen 5 Jahren haben demnach die deutschen Holtzbrinck-Buchverlage ihren CO2-Ausstoß in Deutschland um 31% reduziert, gegenüber der Startbilanz von 2010 sogar um 42%. Der jüngsten Auswertung zufolge haben sich die Emissionen der deutschen Gruppe zuletzt auf knapp 15.000 Tonnen CO2 addiert. Neben Bemühungen, diesen Wert weiter zu drücken, kompensiert Holtzbrinck nicht vermiedene oder nicht vermeidbare Emissionen mit Unterstützung von Klimaprojekten weltweit. Auf Frage nach dem finanziellen Engagement verweist Pfuhl auf den Preis für Zertifikate. Der liegt für eine Tonne CO2 derzeit in einer Größenordnung von 20 Euro, die Holtzbrinck-Kompensation liegt entsprechend in sechsstelliger Größenordnung.
Sichtbarer Plastikverzicht
Der größte Hebel zur CO2-Reduktion liegt in der Buchbranche in der Produktion und dabei besonders in der Auswahl der Papierlieferanten. Das Spektrum der Maßnahmen umfasst Pfuhl zufolge aber beispielsweise auch kleinere Maßnahmen wie die finanzielle Unterstützung von Jobtickets und Dienstfahrrädern von Mitarbeitern zur Vermeidung von Autoverkehr, den Verzicht auf Dienstreisen mit dem Flugzeug oder auch den Austausch von Plastikflaschen am Arbeitsplatz durch Glaskaraffen.
Apropos Plastik: Für den Buchhandel und die Buchkäufer werden die Umweltschutzaktivitäten nicht nur im grünen Umweltpunkt auf dem Cover sichtbar. Zwar belaste Kunststoff die CO2-Bilanz nur geringfügig, die Plastikvermeidung gilt aber als ein sichtbares Zeichen und ist ein großes Müllvermeidungsthema:
- Weniger Folie: Bei Hardcover-Büchern wird in diesem Frühjahr auf Einschweißfolie verzichtet – mit Ausnahmen bei besonders hochwertiger Ausstattung. Nach der im Herbst 2018 lancierten Folienverzichtsinitiative der Bonnier-Verlage hatte auch Holzbrinck bei einigen Titeln die Folienfreiheit getestet im Hinblick auf Akzeptanz und beschädigungsbedingte Remissionen. Mit robusteren Schutzumschlägen und Covervarianten verabschieden sich die Verlage jetzt weitgehend von der Folie.
- Weniger Hör-Scheiben: Ab diesem Jahr steigt der Holtzbrinck-Audioverlag Argon bei längeren Hörbüchern von CDs ressourcenschonend auf MP3 um.
Erinnert wird daran, dass bei Hörbüchern bereits vor längerer Zeit die Plastikboxen durch Pappverpackungen ersetzt worden sind.
Ziel: Ein Umwelt-Logo mit klaren Kriterien
So wie Bonnier-Deutschland-CEO Christian Schumacher-Gebler im Herbst 2018 mit dem demonstrativen Folienverzicht eine Diskussion in Gang gesetzt hat, will auch Holtzbrinck-Manager Pfuhl im wörtlichen Sinne ein Zeichen setzen: „Klima- und Umweltschutz-Logos gibt es zahlreiche, doch in der Buchbranche haben wir das bisher nicht geschafft. Wir hoffen sehr, dass die Verlage in einen gemeinsamen Diskussionsprozess kommen, an dessen Ende ein Logo mit klaren Kriterien steht. Uns freut jede Initiative in diese Richtung.“ Begrüßt werde auch, dass der Branchenverband Börsenverein das Thema Nachhaltigkeit oben auf die Tagesordnung setze.
Auch andere Verlage haben in jüngster Zeit über Fortschritte in Richtung Klimaneutralität berichet (s. auch im Themendossier):
Random House: Schrittweise zur klimaneutralen Buchproduktion
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