Im Vorstellungsgespräch muss der Kandidat möglichst gut zeigen, was er drauf hat. Aufgabe der Arbeitgeberseite ist, diese Präsentation abzunehmen. Wer das glaubt, liegt falsch. Denn auch der potentielle Arbeitgeber sollte sich von seiner besten Seite zeigen. Das ist nur leider nicht immer der Fall.
Von langweiligen 08/15-Fragen bis zum Verhör: Arbeitgeber können viel tun, um ein Interview scheitern zu lassen. Im HR-Channel von buchreport.de zeigen wir sechs häufige Fehler, die Personaler und Führungskräfte im Bewerbungsgespräch machen.
1. Schlechte Vorbereitung
Dass Bewerber gut daran tun, sich auf ein Vorstellungsgespräch und ihre potenziellen Gegenüber vorzubereiten, dürfte wohl allgemein bekannt sein. Aber auch der potentielle Arbeitgeber sollte sich mindestens genau so gut vorbereiten. „Ach, Sie haben also Betriebswirtschaft und nicht Wirtschaftsinformatik studiert? Für diese Stelle wäre ein technisches Studium eigentlich schon besser geeignet.“ Ist ja auch nicht so, als stünde genau das im Lebenslauf… Wenn der Personaler das erste Mal im Vorstellungsgespräch deine Bewerbungsunterlagen eines Blickes würdigt oder zumindest den Eindruck macht, läuft so einiges falsch.
2. Fehlendes Interesse
Schon klar, ein paar Standard-Fragen gehören auch zum Bewerbungsgespräch, um das Eis zu brechen und den Bewerber besser kennenzulernen. Aber wenn das ganze Gespräch nur aus langweiligen 08/15-Fragen à la „Was ist Ihre größte Schwäche?“ und „Was wissen Sie über unsere Firma?“ besteht, macht es schnell den Eindruck, als würde einfach kein echtes Interesse am Gegenüber bestehen. Vor allem dann, wenn die standardisierten Floskeln innerhalb von 15 Minuten abgearbeitet sind und das Gespräch dann ein abruptes Ende nimmt.
3. Keine Zeit für den Bewerber
Wenn man Vollzeit arbeitet, kann ein Vorstellungsgespräch für den Kandidaten zum Zeit- und Organisationsproblem werden: Um welche Uhrzeit soll es stattfinden? – Aber kein Problem: Für den Traumjob ist man gerne bereit, einen Tag Urlaub zu nehmen. Wenn der Termin für ein Vorstellungsgespräch dann verschoben werden muss, ist das natürlich ärgerlich. Wenn das mehr als einmal passiert, umso mehr. Außerdem: Wer es mit seinen Terminen nicht so genau nimmt, wirkt nicht gerade verlässlich auf sein Gegenüber – auch als zukünftiger Vorgesetzter.
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4. Bewerbungsgespräch als Verhör
Sogenannte Stressfragen gehören mittlerweile zum gängigen Repertoire von Personalern. Bei Fragen dieser Art zählt mehr der Umgang mit der Situation als die korrekte Antwort. Der Personaler sollte sich allerdings im Gespräch auf nur eine Stressfrage beschränken. Denn wenn ein einstündiges Interview nur aus Stressfragen besteht, erreicht man damit nur, dass der Bewerber den Raum mit der Vorstufe eines Burn-outs verlässt. Wirklich schlauer sind danach weder der Personaler noch der Bewerber – außer diese Art Robustheit zählt zum Stellenprofil.
5. Miese Fragen
Obwohl sie längst aus der Arbeitswelt verschwunden und vielen nur mehr als schrecklicher Mythos aus grauer Vorzeit bekannt sind, stellen manche Unternehmen immer noch echt miese Fragen. Ob Schwangerschaft und Familienplanung, Gesundheitszustand oder Vermögensverhältnisse: Fragen zu diesen oder ähnlich privaten Umständen sind schlicht und einfach verboten. Falls sie dennoch Verwendung in Bewerbungsgesprächen finden, sagt das viel über das Unternehmen und die Firmenkultur aus. Und auf jeden Fall nichts Gutes.
6. Unehrlichkeit
Natürlich wollen sich Arbeitnehmer- und Arbeitgeberseite in einem Vorstellungsgespräch im besten Licht präsentieren. Jedoch gibt es einen Unterschied zwischen einer Beschönigung und einer glatten Lüge. Dieser ist anscheinend nur nicht allen bewusst. Problematisch wird es, wenn im Interview ein Traumjob mit den besten Konditionen und Benefits versprochen wird und diese Versprechen einfach nicht gehalten werden. Oder, noch schlimmer, ein echter Albtraum auf den Bewerber wartet. Daher das oberste Gebot: Ehrlich währt am längsten!
Mit freundlicher Genehmigung von kununu, der nach eigenen Angaben größten Arbeitgeber-Bewertungsplattform in Europa.
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