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»Jeder kann tun und lassen, was er für richtig hält«

Jean-Michel Fischer baut seit 2012 die von seinem Vater Michael Fischer als Ratgeber-Programm für Hobbykünstler gegründete Edition Michael Fischer (EMF) schrittweise zum allgemeinen Ratgeber-Verlag aus. Foto: buchreport/TW

Wachstum ist möglich – auch im reifen Verlagsmarkt. Doch das Wachstum bringt auch Probleme. Neue Bereiche müssen integriert, neue Mitarbeiter gefunden und gebunden werden. Verantwortung muss delegiert, die Hierarchie den Erfordernissen des Betriebs und den Erwartungen der Mitarbeiter angepasst werden. Die Organisation muss ebenso flexibel sein wie die einzelnen Mitarbeiter.

Die Edition Michael Fischer, ein Münchner Ratgeberverlag, kennt diese Probleme. Sie ist einer der wachstumsstärksten Buchverlage der letzten Jahre. Dies honorierte sowohl das Magazin Focus mit dem Titel „Wachstumschampion“ als auch das Wirtschaftsprüfungsunternehmen Deloitte mit der wiederholten Aufnahme in das Ranking der „Fast 50“. Im HR-Channel von buchreport.de spricht Verleger Jean-Michel Fischer über die mit dem Wachstum verbundenden Herausforderungen.

Die Edition Michael Fischer ist in den vergangenen Jahren rasant gewachsen und hat viele neue Produktionsfelder hinzugenommen. Wie können die internen Strukturen mit dem rasanten Wachstum mithalten?

Mit jeder neuen Warengruppe wird ein eigenes Kompetenzteam aufgebaut, das in bestehende Strukturen eingebunden wird. Arbeitsprozesse werden auf die neuen Bedürfnisse hin geprüft und gegebenenfalls optimiert.

Stichwort Outsourcing: Welche Leistungen lagern Sie aus?

In der Buchherstellung so gut wie keine. Das Design unserer Verlagsprodukte ist wesentlich für unseren Erfolg. Wir verkaufen emotional aufgeladene Bücher, was sich über unsere eigene Grafikabteilung bestens steuern lässt. Außerdem lassen sich die Projekte inhouse einfach schneller abwickeln. Unsere Lektoren haben alle das DTP-Programm auf dem Rechner, mit dem wir produzieren. Sie können also alle Text- und Umbruchkorrekturen selbstständig erledigen. Die Rolle unserer Hersteller ist in erster Linie eine materialwirtschaftliche.

Und in anderen Abteilungen?

Fachliche Unterstützung bekommen wir in externen Fachlektoraten. Hiermit heben wir die Qualität unserer Inhalte und können uns auf das Wesentliche konzentrieren – die Suche nach den starken Buchthemen und der besten Autorenbesetzung.

Wie „vertikal“ ist Ihr Verlag organisiert?

Gar nicht. Jeder kann tun und lassen, was er für richtig hält, solange es den Verlag weiterbringt. Wir unterstützen Eigeninitiative und unternehmerisches Denken. Neue Ideen dürfen (und sollen) eingebracht werden. Gemeinsam prüfen wir die Wirtschaftlichkeit, kurzfristig sowie langfristig.

Wie viele Zwischenebenen gibt es in der EMF?

Das Lektorat haben wir in Warengruppen-Teams organisiert. In diesen Teams können wir bereits fünf Karrierestufen abbilden – vom Praktikanten/in bis zum Seniorlektor/in und Teamleitung. Wir haben die Erfahrung gemacht, dass es vielen Mitarbeitern wichtig ist, Verantwortung zu übernehmen. Alle anderen Abteilungen sind mit einer Hauptverantwortlichkeit organisiert.

Personalkonzepte für die Zukunft

Mehr zum Thema Personalmanagement und -führung lesen Sie im HR-Channel von buchreport und Channel-Partner Bommersheim Consulting. Hier mehr

Wie viel Verantwortung tragen die einzelnen Mitarbeiter?

Jeder Mitarbeiter trägt Verantwortung für seinen Arbeitsbereich und übernimmt somit gleichzeitig auch Verantwortung für den Erfolg des Gesamtunternehmens.

Spüren Sie den Fachkräftemangel?

Wir spüren ihn, aber nicht als entscheidendes Entwicklungshindernis. Wir können unsere Stellen im Allgemeinen besetzen. Neu ist, dass das Personalangebot insbesondere im Lektorat deutlich zurückgegangen ist. Hier waren wir es gewohnt, aus vielen tausenden Bewerbern auswählen zu dürfen. Heute nutzen wir verstärkt persönliche Netzwerke, um an die passenden Kandidaten zu kommen.

Wo sehen Sie die Ursachen?

Die Verlage haben sich im Wettbewerb um die besten Kräfte aufgehübscht und bieten mehr als nur einen definierten Aufgabenbereich und ein Gehalt.

Wie steuern Sie gegen?

Sourcing und Onboarding neuer Mitarbeiter sind bei uns nicht nur Chefsache, sondern Teamsache. Begeisterte Mitarbeiter schaffen das aus unserer Sicht beste Employer Branding. Wir führen Bewerber durch die Verlagsräume. Dort spüren sie die Begeisterung, mit der ihre künftigen Kollegen bei der Sache sind, und dort sehen sie, dass die besten Arbeitsmittel kein Privileg, sondern eine Selbstverständlichkeit für uns sind.

Wir bieten einen wöchentlichen Obstkorb, eine gut sortierte Auswahl an Erfrischungsgetränken und den besten Cappuccino der Stadt. Jeden Mittwoch kommt eine zertifizierte Yogatrainerin in den Verlag. Viele Mitarbeiterinnen nutzen das Angebot, egal ob Einsteiger oder Profi. Außerdem haben wir diverse Verlags- und Teamveranstaltungen und sorgen stets für gute Laune.

Schließlich bieten wir Team Schulungen in-house und individuelle Fachschulungen außer Haus an.

Wie hoch ist die Fluktuation, wie viel rekrutieren Sie?

Fluktuation? Kenne ich nicht.

Wann „passt“ ein Bewerber?

Er muss interessant sein und eine eigene Meinung haben. Und teamfähig. Eitelkeiten und Ellenbogentypen tun sich dagegen schwer bei uns.

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