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Wenn Arbeit chronisch krank macht

Was nützen verstellbare Schreibtische und ein Obstkorb, wenn uns miese Arbeitsbedingungen chronisch krank machen? Wege aus der Tretmühle.

Büro-Yoga gegen den Arbeitsstress oder ein Kickertisch als Ausgleich für die wöchentlichen Überstunden? Alles Unsinn, meint Stanford-Professor Jeffrey Pfeffer. Er fordert stattdessen bessere Arbeitsbedingungen für alle. Aber auch jeder Mitarbeiter kann und sollte seine Abwehrkräfte mobilisieren. Pfeffers Tipps im HR-Channel von buchreport.de.

Bringt uns unsere Arbeit um?

Standford-Professor für Organizational Behavior und Autor Jeffrey Pfeffer warnt in seinem Buch „Dying for a Paycheck“ davor, dass miese Arbeitsbedingungen Menschen chronisch krank machen oder sogar tödlich sein können. Und damit sind nicht ausschließlich gefährliche Jobs auf Baustellen oder in Bergwerken gemeint, sondern Arbeitsplätze über alle Branchen hinweg.

Der Professor und sein Team haben verschiedene Arbeitsumfelder und ihre Auswirkungen auf die Gesundheit der Beschäftigten untersucht. Den Titel seines Buches hat Pfeffer ganz bewusst gewählt, verrät er im Interview mit dem Magazin Slate. Gemeinsam mit seinen Kollegen hat er im Rahmen ihrer Forschung herausgefunden, dass jährlich etwa 120.000 Todesfälle in den USA auf Überarbeitung zurückzuführen sind – in China sogar eine Million.

Aber warum? Die Erkenntnis der Wissenschaftler: Unsere Arbeitswelt ist erschreckend unmenschlich geworden. Regelmäßige Überstunden, fehlende Work-Life-Balance, unvorhersehbare Arbeitszeiten, finanzieller Druck, problematisches Vorgesetztenverhalten und E-Mails nach Feierabend sind für viele Arbeitnehmer Teil ihres normalen Arbeitsalltags. Auf Dauer ist das alles andere als gesund.

Pfeffer erklärt seine These im Interview mit The Economist so: „Gesundheitskosten explodieren weltweit. Nach Schätzungen des Weltwirtschaftsforums sind drei Viertel dieser Kosten auf chronische Krankheiten zurückführen. Die Ursache für diese Erkrankungen sind Stress und ungesunde Verhaltensweisen, die durch Stress ausgelöst werden. Und der Arbeitsplatz wird in einer Vielzahl wissenschaftlicher Untersuchungen als eine der größten Stressquellen identifiziert.“ Also kurz gesagt: Schlechte Arbeitsbedingungen machen uns krank.

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Auf diese Warnsignale sollten Sie achten

Schon lange bevor es uns selbst wirklich bewusst ist, sendet uns unser Körper Warnsignale, dass etwas nicht stimmt. Kreisen Ihre Gedanken um endlose To-Do-Listen und lassen Sie nicht einschlafen? Oder wachen Sie mitten in der Nacht schweißgebadet auf, weil morgen ein Gespräch mit dem Chef ansteht? Klar, ein paar unruhige Nächte sind keine große Sache, aber wenn sie zur Regel werden, ist das kein gutes Zeichen. Auch Kopfweh oder Muskelschmerzen können erste Signale sein. Denn Muskeln spannen sich an, wenn dein Körper deinen Arbeitsplatz als Gefahrenzone wahrnimmt. Und chronische Verspannungen im Genick oder den Schultern können so schnell Auslöser für Migräne oder Spannungskopfschmerzen sein. In schädlichen Jobs steht das Nervensystem oftmals am Rande eines Zusammenbruchs und auch die Psyche kann stark darunter leiden.

Schon wieder krank? Auch das Immunsystem und die Verdauung leiden unter miesen Arbeitsbedingungen wie schlechte Führung oder fehlende Wertschätzung am Arbeitsplatz. Die Folgen können von Erkältungen bis zu Magenkrämpfen und -verstimmungen reichen. Oder fühlen Sie sich ständig müde und erschöpft? Auch dies sollte ein Warnsignal sein. Toxische Jobs erzeugen einen Teufelskreis: Man ist überfordert, weil man zu lange arbeitet und man arbeitet zu lange, weil man überfordert ist.

Doch was hilft?

Was tun bei ersten Warnsignalen? Gönnen Sie Ihrem Körper eine Auszeit. Klingt logisch? Ist es auch, denn der richtige Ausgleich hilft Stresssymptome zu bekämpfen. Meditation und Sport helfen genauso, wie ein entspannter Feierabend mit Freunden und Familie. Außerdem können Sie daran arbeiten, Ihr Denken zu verändern. Es liegt in Ihrer Macht, welche Rolle der Job im Leben einnimmt und wie Sie ihn wahrnehmen. Fokussieren Sie sich auf lieben Kollegen, also auf die schönen Dinge, oder doch auf die schlechte Laune des Vorgesetzten? Sie haben es in der Hand, die Vorteile in den Vordergrund zu rücken.

Falls Sie sich jedoch in einem schädlichen Arbeitsumfeld befinden, sollten Sie nicht zu spät über einen Jobwechsel nachdenken. Pfeffer rät betroffenen Angestellten, das Problem an der Wurzel zu packen und sich so gut wie möglich gegen miese Arbeitsbedingungen zu wehren. Dabei sei es vor allem wichtig, sich seinen Arbeitsplatz bewusster auszusuchen. Um sich vorab über Arbeitsbedingungen zu informiert, lohnt sich ein Blick auf das kununu Profil deines potentiellen Arbeitgebers. Denn hier verraten aktuelle und ehemalige Mitarbeiter, wie es im Unternehmen wirklich abläuft.

Für den Professor steht nämlich auch fest, dass sich viele Unternehmen ihrer Verantwortung entziehen und mit Maßnahmen und Benefits am eigentlichen Problem vorbei zielen. Denn was nützen verstellbare Schreibtische und ein Obstkorb, wenn uns miese Arbeitsbedingungen chronisch krank machen? Für die Lösung des ganzen Problems müssen laut Pfeffer Arbeitnehmer, Arbeitgeber und Politik an einem Strang ziehen. Nur so kann langfristig sichergestellt werden, dass unsere Arbeitsplätze nicht nur besser, sondern auch gesünder werden. Denn das Umfeld, in dem wir arbeiten, ist mindestens genauso wichtig wie das, in dem wir leben.

Mit freundlicher Genehmigung von Kununu, der größten Arbeitgeber-Bewertungsplattform in Europa.

Zu Jeffrey Pfeffers Buch.

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