Eine Entscheidung mit Symbolcharakter: Die DBH-Vollbuchhandelskette Hugendubel schließt Mitte 2012 am Stammsitz in München eine von 9 Filialen. Das Haus am Salvatorplatz ist zwar die kleinste (600 qm) und unscheinbarste Münchner Filiale, aber eine mit tiefen Wurzeln. Am Salvatorplatz 2 hatte Heinrich Hugendubel (1840 – 1920) das Familienunternehmen gegründet, das erst in den 1960er Jahren unter dem Enkel Heinrich Hugendubel (1936 – 2005)
zu filialisieren begann.Unter wirtschaftlichen Gesichtspunkten überrascht die Entscheidung nicht: Das Stammhaus wurde trotz des mittlerweile abseits der Münchner Laufwege liegenden Standorts weiter betrieben. 2004 war die Filiale in eine Buchhandlung mit überwiegend englischsprachigem Sortiment umgewandelt worden plus Antiquariat. Auch das 1997 in direkter Nachbarschaft (Salvatorplatz 1) eingerichtete Münchner Literaturhaus sorgte nur in geringem Maße für Frequenz.
Der Symbolcharakter ergibt sich aus dem 2009 begonnenen Unternehmensumbau mit Filialschließungen, Personalabbau und neuer Organisation mit eingeschränkten Einkaufsfunktionen der angestellten Buchhändler. Da wird die angekündigte Schließung des ehemaligen Stammhauses auch als ein Kappen der Wurzeln interpretiert.
Die Mitteilung über die Schließung der Salvatorplatz-Buchhandlung wurde den Mitarbeitern in dieser Woche mitgeteilt. Den 10 betroffenen Buchhändler/innen werden Arbeitsplätze in anderen Münchner Filialen angeboten. Es komme zu keinerlei Kündigungen, erklärte ein Unternehmenssprecher auf buchreport-Anfrage.
In einem von Mitarbeitern und der Gewerkschaft Verdi betriebenen Blog wird offensiv die Frage gestellt, ob weitere Filialen, deren Mietverträge auslaufen, zur Disposition stehen. Dies wird von der Geschäftsleitung dementiert. Maximilian Hugendubel weist gegenüber buchreport Spekulationen zurück, dass auch die Münchner Filiale am Stachus zur Disposition stehe: „Im Gegenteil, wir haben dort einen laufenden Mietvertrag und werden in diesen Standort investieren.“ Die Hugendubel-Filialen in Berlin sollen ebenfalls gehalten werden („Wir sind in Mietvertragsverhandlungen“), aktuell wird in die Potsdamer Filiale investiert: Auch der Standort Kassel, über den ebenfalls im Verdi-Blog spekuliert wird, solle gehalten werden.
Das aktuelle buchreport.magazin thematisiert in einem übergreifenden Beitrag („Filialatlas 2011“)
den Umbau und Rückbau, mit dem die Buchhandels-Filialisten dem selbst geschaffenen Überangebot an Flächen in einem schrumpfenden Markt Rechnung tragen müssen.
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