Was wird aus Weltbilds DBH-Partner Hugendubel, lautet eine der meistgestellten Fragen der Branche in diesen Stunden. Der Münchner Filialist erklärt, man habe bereits Vorkehrungen getroffen.
In einer Stellungnahme betonen Nina Hugendubel und Maximilian Hugendubel, die geschäftsführenden Gesellschafter bei Hugendubel, dass man die Insolvenz von Weltbild mit Bedauern zur Kenntnis nehme. Zwar erfolge diese überraschend, da ein Fortbestehen der Verlagsgruppe Weltbild bis zuletzt gesichert schien. Aber: „Die aktuelle Entwicklung war für uns nicht vorhersehbar. Dennoch trifft uns die Nachricht nicht unvorbereitet. Wir hatten auch dieses Szenario rein vorsorglich in unsere Überlegungen einbezogen und sind bereits in intensiven Gesprächen mit unseren Geschäfts- und Finanzierungspartnern.“
Auf den aktuellen Geschäftsbetrieb von Hugendubel habe die Insolvenz „keine unmittelbaren Auswirkungen“. Hugendubel sei mit dem abgelaufenen Weihnachtsgeschäft und der aktuellen Entwicklung des Geschäftsjahr „sehr zufrieden“ und liege über Plan. Die Zahlen in den Filialen seien solide, das Onlinegeschäft verzeichne zum Teil Zuwächse im dreistelligen Prozentbereich, und das digitale Geschäft boome unverändert. „Der E-Reader Tolino Shine war einer unserer erfolgreichsten Artikel im Weihnachtsgeschäft, und wir sind überzeugt, dass wir hier noch weiter wachsen werden. Alle bisher von uns getroffenen Maßnahmen sind wirksam, sodass wir optimistisch in die Zukunft blicken.“
Eine gewisse Häme kann ich mir hier nicht verkneifen. Die Parallelen zum Unternehmen Borders in den USA, das den Kanal mit Filialen ebenfalls nicht voll genug bekam und letztlich liquidiert wurde, ist bei Hugendubel durchaus zu erkennen. Schauen wir mal, ob die Zwangsbeglückung Münchens und anderer Städte durch Hugendubel und sein ausschließlich auf Top 10 setzendes Geschäft bei drastisch reduzierter Auswahl sich auf die Dauer wirklich weiterhin so „sehr zufriedenstellend“ entwickeln wird. Vielleicht wird doch endlich wieder Raum für klassische Buchhändler mit Auswahl geschaffen, die Hugendubel in den letzten Jahren gnadenlos weggebissen hat, wenn diese Gruppe endlich liquidiert wird. Etwas mehr Wettbewerb täte diesem Gewerbe gut!
Eine gewisse Ironie kann ich mir hier nicht verkneifen: Die Vielfalt wird sicher zunehmen, wenn ca. 80 Buchhandlungen in den beten Lagen Deutschlands schließen. Die Kunden werden dann in Scharen in die zahllosen gut sortierten Kleinbuchhandlungen gehen und dort Bücher entdecken, die ihnen sträflicherweise vom Großfilialisten vorenthalten wurden.
Liebe Angel444, das Angebot in jedem Laden richtet sich nach dem, was die Kunden kaufen!
Es ist etwas eigenartig wie die Geschäftsführung von Hugendubel in München auf die Insolvenz vom Weltbild-Verlag hier reagiert.
Der Buchhandel ist in einer großen Krise. Und Hugendubel hat einen traditionsreichen Namen und dieser sollte eine Verpflichtung sein.
Es geht auch bei Hugendubel um den Erhalt und die Sicherung von vielen Arbeitsplätzen in den Filialen der großen Buchhandlung Hugendubel.
In einer gewissen Form ist Hugendubel bei Weltbild ja auch beteiligt. Auf andere Hintergründe u. a. möchte ich hier nicht eingehen.
H. Kraft