Sollte Barnes & Noble seine Nook-Sparte zurückfahren (hier mehr), könnte Kobo der größte Profiteur sein. Auf der TOC buchreport am 23.4. in Berlin (hier mehr) analysiert der Inhalte-Chef Michael Tamblyn in seiner Keynote das globale Wettrennen der großen E-Book-Portale Im Interview mit buchreport blickt der Kanadier auf den deutschen Markt.
Kobo verfolgt international einen aggressiven Wachstumskurs. Nur in Deutschland haben Sie abgesehen von einer Allianz mit Media-Markt noch nicht richtig Fuß gefasst. Woran liegt das?
Der deutsche Medien- und Buchhandel durchläuft gerade eine Phase, die wir schon in vielen Ländern ganz identisch erlebt haben. Den großen Händlern ist selbstverständlich klar, dass sie vor einer extrem wichtigen und zukunftsweisenden Entscheidung stehen, aber den digitalen Einstieg wollen sie unbedingt allein bewältigen. Die Einsicht, dass sie Hunderte Millionen Euro investieren müssen, um mit Amazon und Google mithalten zu können, kommt meistens zwar relativ schnell, aber Konsequenzen dauern etwas länger. Wir haben viel Zeit.
Gibt es denn schon aktiven Kontakt zu deutschen Buchhändlern?
Ja, wir führen Gespräche. Aber natürlich kann ich zum jetzigen Zeitpunkt keine Namen nennen. Genau so wenig, wie es ein Zeitfenster für weitere Deutschland-Pläne gibt.
Als Kobo Ende November in den USA die Nachfolge von Google als E-Partner des unabhängigen Buchhandels angetreten hat, war diese Allianz nicht ganz unumstritten. Wie stellt sich die Situation nach drei Monaten dar?
Ähnlich wie in vielen anderen Ländern. Sobald das Produkt verfügbar ist, steigt die Kurve nach oben. Zunächst hatten wir 200 Interessenten, Weihnachten waren 450 Indies an Bord und es werden mehr. Ich glaube, dass wir die 500er-Marke gut überschritten haben.
Kobo ist mittlerweile in 14 Ländern präsent; Brasilien und Italien gehören zu den jüngsten Plattformen. Fällt Ihnen der Überblick nicht langsam schwer?
Das schaffen wir schon, schließlich haben wir noch einiges vor. Aber so vieles hängt von der Wahl des Handelspartners ab. Nehmen Sie nur Italien. Als wir die Kooperation mit Mondadori publik gemacht haben, gab es längst nicht nur Zustimmung. Es hat sich aber gezeigt, dass die Zusammenarbeit unsere Erwartungen bei weitem übersteigt. Alle Prognosen, dass Italien kein Markt für digitale Aktivitäten ist, lagen völlig daneben. Das ist in großem Maße auf Mondadori zurückzuführen, dessen Buchhandlungen ein ideales Schaufenster sind. Italien ist ein gutes Beispiel, dass sich E-Books in allen Sprachen verkaufen, wenn das Paket stimmt.
Die Fragen stellte Anja Sieg
Wie sieht denn das italienische Paket aus? Verkaufen die Buchhandlungen ein haptisches Produkt oder einen Download
und ist es mit DRM oder ohne? Irgendetwas scheinen die ja besser
als wir zu machen.