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Ich bin eigentlich ein kreativer Beamter

Seit über 20 Jahren bannt John Sinclair böse Geister, Dämonen und Werwölfe. Autor Jason Dark verkaufte bislang über 260 Mio Heftromane und Taschenbücher. Im Interview äußert sich Dark alias Helmut Rellergerd zu seiner Geister-Praxis.

Ihre Heftromane und Taschenbücher liegen mittlerweile in einer Auflage von über 260 Mio Exemplaren vor. Deshalb werden Sie in den Medien oft als erfolgreichster deutscher Autor bezeichnet. Schmeichelt Sie dieses Etikett?

Ich denke überhaupt nicht darüber nach und habe kein Standesbewusstsein. Als gebürtiger Dortmunder bin ich ein Mann des Ruhrgebiets geblieben. Kein Grund, auszuflippen. Dafür bin ich nicht der Typ.

Jede Woche die Aufgabe, einen neuen Roman abzuliefern und viele Fans, die den Abenteuern Ihrer Kunstfigur John Sinclair entgegenfiebern. Diese Erwartungshaltung muss einen ungeheuren Druck erzeugen. Findet der geistige Vater des Geisterjägers am Abend die nötige Ruhe fürs Bett?

Ich kann ruhig schlafen, das ist kein Problem. In den vergangenen Jahren habe ich es geschafft, rund 30 Romane im Voraus zu schreiben. Im Laufe der Zeit ist vieles auch zur Routine geworden. Das macht die Sache leichter.

Die Fangemeinde munkelt, Jason Dark hege ein extrem gespanntes Verhältnis zur modernen Technik. Ist an diesen Gerüchten etwas dran?

Ich hasse Computer, das stimmt. Was ich bei der täglichen Arbeit unbedingt brauche, ist das Tippgeräusch. Ich muss die einzelnen Seiten herausnehmen und anfassen können. Im Übrigen benutze ich seit Jahren die gleiche Maschine. So soll es auch bleiben.
Jason Dark hat eigentlich eine Ausbildung zum Chemo-Techniker absolviert. Welches Schlüsselerlebnis hat dazu geführt, das aus Ihnen letztendlich ein Autor wurde?

Als ich lesen lernte, hat mir mein Vater ein Kasperle-Buch geschenkt, danach kamen schnell weitere Bücher. Selber Geschichten niederschreiben wollte ich schon als Kind. Als ich 14 Jahre alt war, nahm ich meine Bücher aus dem Regal, las den Schluss und tippte die Geschichten auf der Schreibmaschine weiter. So hat alles angefangen.

Grusel-Stimmung kommt gewöhnlich erst nach Sonnenuntergang auf. Wann bringen Sie die Geschichten aus der düsteren Welt der Dämonen auf das Papier?

Für mich gilt: Morgenstund’ hat Gold im Mund. Ich stehe täglich sehr früh auf, setze mich an die Maschine und beginne zu schreiben. Bis zum Nachmittag habe ich mein Tagespensum erledigt. Das sind rund 30 bis 35 Seiten. Ich bin eigentlich ein kreativer Beamter – auch wenn ich Beamte im Grunde nicht besonders mag.

Autoren pflegen ihre gedruckten Kinder sorgsam zu hüten. Macht LübbeAudio bei der Adaption Ihrer Vorlagen für den Hörbuch-Markt einen guten Job?
Mit Sicherheit. Die Leser schreiben mir immer wieder, wie sehr ihnen die Umsetzung gefällt. Oliver Döring ist ein guter Mann. Ich höre mir alles mit Begeisterung an.

Sie schreiben unter einem Pseudonym und wollen Ihren richtigen Namen nicht verraten. Haben Sie etwas zu verbergen?

Dass kaum jemand weiß, wie ich wirklich heiße, soll auch in Zukunft so bleiben. Stellen Sie sich vor, ich wäre so bekannt wie Britney Spears. Das wäre doch absolut schrecklich!

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