Mitten im Atomkonflikt mit Nordkorea ist ein US-Roman über das Land mit dem Pulitzer-Preis ausgezeichnet worden. Die deutsche Ausgabe, „Das geraubte Leben des Waisen Jun Do“, von Adam Johnson ist am 11. März bei Suhrkamp (22,95 Euro) erschienen. In den USA erklomm der Roman bereits wenige Tage nach Erscheinen die Bestsellerliste der „New York Times“.
Zum Inhalt (hier eine Leseprobe): Adam Johnson erzählt die Geschichte eines Kindes, das in einem Waisenhaus in dem kommunistischen Land aufwächst. „Pak Jun Do hat noch nie einen Film gesehen, kaum je ein Werbeplakat, er findet es merkwürdig, dass woanders Leute Tiere im Haus halten, und wundert sich über Maschinen, die Geld auswerfen“, fasst der Verlag die Geschichte des Waisenjungen zusammen. Der Roman sei „ebenso die Geschichte verlorener Unschuld wie Spionagethriller und Liebesroman, bevölkert von eigenwilligen, schrägen Figuren – poetisch, erschütternd und unvergesslich“.
„Ehrlich gesagt hatte ich das Gefühl, Nordkoreas tatsächliche Schwärze noch etwas verharmlosen zu müssen“, gesteht der Autor im Interview mit Lektor David Ebershoff. „Wenn man Literatur als Fiktion betrachtet, die eine tiefere Wahrheit transportiert, dann empfinde ich mein Buch durchaus als eine sehr genaue Darstellung dessen, wie die Grundsätze des Totalitarismus das Menschliche in uns vernichten: Freiheit, Kunst, Optionen, Identität, Ausdrucksmöglichkeiten, Liebe. Und da man – abgesehen von Satellitenbildern und den Aussagen von Regimegegnern – nur wenig über Nordkorea wirklich sicher weiß, scheint mir dies eine Angelegenheit zu sein, in der die Vorstellungskraft von Literatur unser bestes Mittel ist, die menschliche Dimension einer solch schwer fassbaren Gesellschaft aufzudecken“, so Johnson.
Der vielfach ausgezeichnete Autor, geboren 1967 in South Dakota, lehrt in Stanford Kreatives Schreiben. 2002 erschienen Kurzgeschichten von ihm unter dem Titel „Emporium“, 2003 sein Roman „Parasites like us“.
Im Juni ist Johnson in Deutschland auf Lesereise. Am 12. Juni liest er im Literarischen Salon in Hannover (hier mehr), am 14. Juni im Carl-Schurz-Haus des Deutsch-Amerikanischen Instituts in Freiburg (hier mehr).
Im Video stellt der Autor das Buch in eigenen Worten vor:
Und hier der Trailer zum Buch:
Die in diesem Jahr zum 97. Mal vergebenen Pulitzer-Preise gelten als wichtigste Medien- und Kulturauszeichnungen der USA. Sie sind mit jeweils 10.000 Dollar dotiert.
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