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Ich war noch nie ein Fan von DRM

Ab Juli verzichtet der führende US-Verlag für Science Fiction und Fantasy, Tor/Forge, in all seinen E-Books auf DRM. Im Interview mit buchreport erklärt Verleger Tom Doherty (Foto), warum der harte Kopierschutz überflüssig ist. Und warum er sich nicht vor Piraten fürchtet.

© Ellen Datlow

Die Ankündigung, dass Tor/Forge als erster namhafter Publikumsverlag auf Digital Rights Management (DRM) verzichten wird, hat weltweit für Aufsehen gesorgt. Warum erscheinen Ihre Bücher künftig ohne Kopierschutz?
Ich war nie ein Fan von DRM und weiß, dass viele unserer Leser permanent genervt sind, weil sie digitale Inhalte nicht von einer Hardware auf die andere übertragen können, obwohl sie ordnungsgemäß dafür gezahlt haben. Auch unter den Autoren hat sich deshalb zunehmend Unmut breit gemacht. Letztlich kann es doch nur gut sein, wenn unsere Bücher auf allen Plattformen gelesen werden können.
Auch wenn dafür der Piraterie Tür und Tor geöffnet wird?
Machen wir uns doch nichts vor.  Entschlossene Raubkopierer haben sich von DRM noch nie abschrecken lassen, ganz im Gegenteil. Viele sehen Kopierschutz als eine Herausforderung an, die es um jeden Preis zu knacken gilt. Für den, der technisch auch nur ein bisschen versiert ist, gibt es ohnehin nicht viel zu knacken. Im Internet wird die entsprechende Software ja sogar frei angeboten, um DRM auszuhebeln.

Letztlich hat es jeder Verlag doch selbst in der Hand, Raubkopierern das Leben schwer zu machen. Bei Tor/Forge Books haben wir Leute, die fast nichts anderes tun, als gezielt darauf zu achten, ob eines unserer Bücher irgendwo illegal im Netz steht und dann einschreiten. Grundsätzlich verhindern können wir Raubkopien nicht, die Piraten werden uns immer einen Schritt voraus sein.

Die Neuerscheinungen von Tor/Forge werden ab Juli ohne DRM ausgeliefert. Und die Backlist?
Wir müssen mehr als 2000 Titel anfassen und konvertieren, das geht selbstverständlich nicht von heute auf morgen. Aber ich schätze, dass wir bis Mitte Juli damit ebenfalls durch sein werden.
Leitet der Abschied von Tor/Forge Books vom Kopierschutz einen Strategiewechsel auch bei Macmillan ein, zu dem der Verlag gehört?
Dazu kann ich nichts sagen, aber die Entscheidung gegen DRM war natürlich kein Alleingang von uns, sondern mit Macmillans CEO John Sargent abgesprochen. Ich bin sicher, dass meine Kollegen in den anderen Macmillan-Verlagen die weitere Entwicklung mit Argusaugen beobachten werden.
Und die Konkurrenz?
Die vielen Reaktionen auf unseren Vorstoß waren fast ausschließlich positiv, nicht nur von Autoren, sondern aus der ganzen Branche. Ich  kann für niemanden außer Tor/Forge Books sprechen, doch es wird wohl nur noch eine Frage der Zeit sein, dass andere Verlage unserem Beispiel folgen.
Die Fragen stellte Anja Sieg
Aus: buchreport.magazin Juni 2012 (hier zu bestellen)
Tom Doherty 
ist Verleger von Tor/Forge Books, dem führenden SF/Fantasy-Verlag in den USA und seit 1987 Teil der Macmillan-Gruppe (Holtzbrinck). Der 76-Jährige ist ein Branchen-Urgestein: Seine Karriere hat er vor 50 Jahren als Reisender für Pocket Books begonnen. 1980 hat er sich mit Tom Doherty Associates selbständig gemacht und  Tor Books gegründet, Forge folgte 1993.

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