Leider hat man vom größten deutschsprachigen Interviewer André Müller in den vergangenen Jahren nur wenige Interviews gelesen – für seine XXL-Texte ist in Printpublikationen offenbar kein Platz. Umso erfreulicher, wenn Müller dann doch wieder auftaucht wie heute in der „Frankfurter Rundschau“, für die der Österreicher den französischen Bestseller-Autor Jonathan Littell interviewt hat. Und das erst nach großer Überredungskunst, denn Littell mag Interviews nicht. Müllers Strategie: „Ich schickte Littell mein Interview mit dem Nazi-Bildhauer Arno Breker und schrieb ihm, ich hätte auch schon mit Elias Canetti, den er schätzt, und Ernst Jünger, der in seinem Buch vorkommt, gesprochen.“ Voilà, Littell biss an und stellte sich – nach durchzechter Nacht in Berlin – den Fragen des wie immer hervorragend auf seinen Gesprächspartner vorbereiteten Journalisten. „Ich weigere mich, ein Star zu sein. Ich interessiere mich für andere Menschen, aber ich hasse es, über mich zu sprechen“, erklärt Littell zu Beginn. Führt später fort: „Ich finde alle Literaturpreise grotesk und lächerlich.“ Und erklärt, dass er eigentlich nicht mehr weiterschreiben müsste, weil er genug Geld verdient habe. auf die Frage, wie er denn für die homoerotischen Szenen seines Protagonisten recherchiert habe, reagiert Littell dünnhäutig: „Das ist privat. Sie sollten mich nicht fragen, mit wem ich ficke. Ich frage Sie ja auch nicht, mit wem Sie ficken.“ Worauf Müller sagt: „Ich ficke nicht.“ Littell: „Dann tun Sie mir leid. Mögen Sie Käse?“
fr-online.de
BÜCHER & AUTOREN
Umberto Eco: rappt ein Lied auf dem neuen Album von Ottavia Fusco.
faz.net
Gerhard Meier: Bewegung in der Stille – zum Tod des Autors.
fr-online.de, „Frankfurter Allgemeine Zeitung“ (S. 40), tagesspiegel.de
Jean-Christophe Rufin: Mit der umstrittenen Wahl des Schriftstellers treibt die Académie Française ihre Verjüngung zügig voran.
„Frankfurter Allgemeine Zeitung“ (S. 44)
Superman: wurde vor 70 Jahren im Comic geboren, wird sich aber nicht zurückziehen – und auch nicht Lois Lane heiraten.
nzz.ch
ONLINE
Community: Nokia kauf Start-Up Plazes (Verabredungen online, auch über das Mobiltelefon).
„Frankfurter Allgemeine Zeitung“ (S. 14), „Financial Times Deutschland“ (S. 4)
MEDIEN & MÄRKTE
Inflation: Die deutschen Verbraucher verlieren ihren Optimismus – GfK-Konsumklimaindex im Juni wider Erwarten stark eingebrochen.
faz.net
Einzelhandel: Konsumforscher sehen eine Wachstumsgrenze für Discounter.
fr-online.de, sueddeutsche.de, „Frankfurter Allgemeine Zeitung“ (S. 14)
Fernsehen: Dmitri Lesnewski heißt der neue Eigentümer des Spielfilmsenders Das Vierte.
taz.de
Fernsehen: Mit „Gülcan und Collien ziehen aufs Land“ setzt Pro Sieben auf die Erfolgswelle bäuerlicher Dokusoaps – und befriedigt das Bedürfnis nach Schadenfreude markenbewusster Großstädter.
faz.net
Streichkonzert: 150 von 930 Stellen Stellen will der britische Investor David Montgomery in der deutschen Dependance seiner Mediengruppe Mecom (u.a. „Berliner Zeitung“) abbauen.
„Frankfurter Allgemeine Zeitung“ (S. 42)
SZENE
Fernando Savater: Der spanische Philosoph hat mit einer Reihe weiterer Intellektueller wie Mario Vargas Llosa ein Manifest zur Verteidigung der spanischen Sprache vorgelegt.
„Süddeutsche Zeitung“ (S. 4)
Bibliotheken: Wie die Bibliothèque Nationale in Paris belebt werden soll – mit Boutiquen, Buchhandlungen, Cafés und Restaurants.
„Süddeutsche Zeitung“ (S. 12)
Kommentar hinterlassen zu "Ich weigere mich, ein Star zu sein"