Die „Zeit“ berichtet (Artikel für Digital-Abonnenten) über den Streit um Thilo Sarrazins neues Buch „Feindliche Übernahme“: DVA-Verleger Thomas Rathnow erklärt, warum er das Buch nicht drucken wollte, und Autor Sarrazin begründet, warum er seinen alten Verlag verklagt hat.
Nachdem die DVA eine Veröffentlichung abgelehnt hatte (worauf Sarrazin den Random House-Konzern verklagte), wird „Feindliche Übernahme“ am 28. August bei dem zur Bonnier-Gruppe gehörenden Finanzbuch-Verlag erscheinen – in der gewohnten Cover-Optik, mit der Sarrazins Bücher bisher auch bei der DVA aufgemacht waren.
Gegenüber der „Zeit“ erklärt Rathnow, er habe das Buch abgelehnt, weil Sarrazin eine „wortwörtliche Lektüre des Korans“ und eine „religionsdeterministische Perspektive“ zugrunde gelegt habe. Jemandem mit einer „korangeprägten Mentalität“ werde kaum eine individuelle Entfalten zugestanden, meint Rathnow: „Es ist immer problematisch, ein argumentativ schwaches Buch zu publizieren. Ein Buch mit argumentativen Schwächen zu einem Thema zu veröffentlichen, das politisch so aufgeladen ist, ist noch problematischer. So könnten antimuslimische Ressentiments verstärkt werden.“
Sarrazin weist die Vorwürfe zurück: „Alle Zitate in meinem Buch sind belegt, die Quellen sind renommiert.“ Ihm sei nie recht klar geworden, was die DVA an dem Buch konkret anders haben wollte, meint der Bestseller-Autor gegenüber der „Zeit“: „Andeutungsweise kam der Wunsch zur Sprache, weniger über die Probleme der Religion und mehr über Integrationsmaßnahmen für Muslime zu schreiben.“ Darauf habe er sich jedoch nicht eingelassen, weil es dem Buch seinen Fokus geraubt hätte: „Ich wollte auch keine weitere Integrationsfibel verfassen.“ Sarrazin äußert seine Überzeugung, dass es nicht an dem konkreten Manuskript gelegen habe, sondern weil er Random House als Autor mit seinen Thesen zunehmend zur Belastung geworden sei.
Die Klage gegen Random House erläutert Sarrazin als einen taktischen Schachzug: „Hätte ich nicht geklagt, so hätte Random House die Kommunikation über den Vertragsbruch und seine Gründe bestimmt. Das unterlaufe ich durch die Klage, damit bestimme ich bis zu einem gewissen Grad die Kommunikation über die Sache.“
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