Immer mehr deutsche Grundschüler können sehr gut lesen – aber auch immer mehr von ihnen haben eine Leseschwäche. Das ist ein Befund der Internationalen Grundschul-Lese-Untersuchung (Iglu), die alle fünf Jahre die Lesekompetenz von Kindern auf der ganzen Welt beleuchtet. Die Daten für 2016 legen nahe, dass sich Lernsituation und -umfeld für deutsche Grundschüler innerhalb der vergangenen 15 Jahre nicht verbessert haben:
- Die Zahl der besonders lesestarken Viertklässler stieg von 8,6% im Jahr 2001 auf 11,8% im Jahr 2016.
- Gleichzeitig erhöhte sich die Zahl der Grundschüler mit starken Leseschwächen von 16,9% auf 18,9%.
- Mädchen lesen fast überall auf der Welt lieber und besser als Jungen.
- Deutsche Kinder haben höhere Kompetenzen bei der Lektüre von literarischen als von Sachtexten.
- Sie liegen über dem weltweiten Durchschnitt, aber knapp unter dem EU-Durchschnitt und dem OECD-Durchschnitt.
- Kinder von Eltern mit Berufen, für die eine höhere Qualifikation nötig ist, können deutlich besser lesen und mit Texten umgehen.
- Der Leistungsvorsprung von Kindern aus Familien mit mehr als 100 Büchern beträgt in Deutschland etwas mehr als ein Lernjahr.
- 70% der deutschen Grundschüler lesen zumindest ein- oder zweimal wöchentlich in ihrer Freizeit. 17% lesen nie oder fast nie zum Vergnügen.
Die Stiftung Lesen nimmt die Iglu 2016 zum Anlass, auf den nach wie vor großen Förderbedarf hinzuweisen: „Statt über die verschlechterte Platzierung in internationalen Rankings zu klagen oder die Ursache nur an den Grundschulen zu suchen, schließt sich die Stiftung Lesen den Folgerungen der Studie nach mehr und differenzierterer Leseförderung an“, kommentieren die Mainzer die Studienergebnisse. Diese könne nur in einem breiten gesellschaftlichen Bündnis gelingen. „Die Impulse, Themen und Texte müssen so vielfältig sein wie die Schülerinnen und Schüler. Das gilt für alle Fächer und für außerunterrichtliche sowie entscheidend auch für frühkindliche Angebote der Leseförderung“, erklärt Hauptgeschäftsführer Jörg F. Maas.
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