Wie sieht die Buchbranche der Zukunft aus? Auf den Berliner Buchtagen haben am Donnerstag Matthias Ulmer (Verleger-Ausschuss), Heinrich Riethmüller (Sortimenter-Ausschuss) und Matthias Heinrich (Ausschuss für den Zwischenbuchhandel) ihr Thesenpapier „2025 – schöne neue Welt?“ vorgestellt.
Mit markanten Thesen zur Zukunft des Zwischenbuchhandels ist KNV-Chef Oliver Voerster bereits vorgeprescht. Seine Prognose:
- In absehbarer Zukunft werden nur noch vier große Verlagsauslieferungen übrig bleiben.
- Überlebensfähig werden nur Unternehmen mit mindestens 200, wenn nicht 300 Mio Euro fakturiertem Umsatz sein.
- Eine große Chance besteht in der Verbindung der Logistik von Verlagsauslieferung und Barsortiment.
»Größe und Konditionen sind nicht alles«
Gehört die Zukunft der Verlagsauslieferungen also einem Elefantenquartett? An Voersters Vorhersage scheiden sich die Geister. Zustimmung findet er bei seinem (großen) Wettbewerber VVA. „Ich halte dieses Szenario für realistisch“, meint Stephan Schierke, der Geschäftsführer der Bertelsmann-Tochter, im Gespräch mit buchreport. „Der Markt wird sich konsolidieren, weil Größe zu niedrigeren Kosten führt, etwa durch Bündelung und den Einsatz von Technologie, die kleine Marktteilnehmer sich nicht leisten können.“
Dagegen argumentiert Matthias Heinrich vom (kleineren) Konkurrenten Brockhaus/Commission aus dem schwäbischen Kornwestheim. „Ich glaube zwar auch, dass es im Zwischenbuchhandel zu einer weiteren Konzentration kommen wird, aber die Verlage werden nicht zulassen, dass es nur noch vier Auslieferungen gibt, denn sie haben aus der Situation bei den Barsortimenten gelernt.“
Auch das baldige Ableben seines Unternehmens sieht Heinrich nicht kommen. „Ich glaube an survival of the fittest, nicht an survival of the fattest“, frotzelt der Brockhaus/Commission-Geschäftsführer.
»Natürlich ist der Wettbewerb sehr hart«
Ebenso selbstbewusst kontert Jochen Mende von Prolit die Prophezeiung. „Natürlich ist der Wettbewerb unter den Auslieferungen sehr hart“, gesteht der Geschäftsführer des Unternehmens im hessischen Fernwald-Annerod zu. Die Überlebensfähigkeit sei aber keine Frage fester Umsatzgrößen. „Bei den großen Auslieferungen werden Skaleneffekte sich nur auswirken, wenn sie ihr Innovationspotenzial verlieren“, meint Mende. Ohnehin sei beim Wachstum längst nicht das Ende der Fahnenstange erreicht, erklärt der Prolit-Mann mit Blick auf die Vielzahl der Verlage mit eigener Auslieferung. „Wir müssen Wachstum nicht zulasten anderer leistungsfähiger Auslieferungen erreichen.“
Auch Umbreit-Chef Thomas Bez beurteilt Voersters Vision von den großen Vier skeptisch. „Massive Konzentration im Zwischenbuchhandel ist nichts Neues“, räumt auch er ein. „Aber im Wettbewerb sind Konditionen nicht alles.“ Kleinere Auslieferungen könnten etwa für manche Verlage durch spezielle Dienstleistungen interessant werden, die sie bei den großen Konkurrenten nicht bekämen.
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