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Hannes Steiner: Immer bessere Bücher für weniger Leser

Hannes Steiner hat mit Gründungen in der Buchbranche Erfahrung: Er initiierte u.a. die Verlagsmarken Ecowin und Benevento bevor er mit Story.One ins Plattform-Geschäft wechselte. Mit Ehrhardt Heinold spricht er am 24. Juni darüber bei „Pubiz meets Innovation“.

 

Aus Ihrer Erfahrung mit Gründungen in der Buchbranche: Was zeichnet eine gute Idee aus?

Eine gute Idee muss einen großen Innovationsgrad haben und zur richtigen Zeit kommen. Ansonsten ist die Bewertung einer Idee auch eine Frage des Alters: Wenn man jünger ist, stehen Spontanität und das Gefühl, den Nerv treffen zu wollen, mehr im Vordergrund. Wenn man älter wird, gewinnt die Qualität einer Idee an Bedeutung. Man denkt Ideen noch mehr zu Ende und geht analytischer daran. Das Ergebnis kann dennoch das gleiche sein.

Was ist für die weitere Umsetzung wichtig?

Ein Konzept ist heute kein Trockentraining mehr, es braucht Testings, Gespräche mit Usern, agile Ansätze. Die Entwicklung ist ein dynamischer Prozess, den man mit den Usern gemeinsam geht. In der Buchbranche wird das sehr wenig gemacht, die Frage ist: Warum?

Trauen sich Buchmenschen zu wenig?

Wir zeichnen uns nicht unbedingt dadurch aus, dass jeden Monat eine disruptive Idee auf den Markt kommt. Dass heißt nicht, dass das Verlagswesen nicht innovativ ist. Es gibt so viele tolle kreative und intelligente Leute wie in kaum einer anderen Branche. Man hat aber bereits sehr viel ausprobiert bei einem Produkt, das 500 Jahre erfolgreich ist, vielleicht gibt es da eine gewisse Müdigkeit. Der Buchmarkt muss in einer digitalen glo­balen Welt erst seinen Platz finden. Die spannende Zeit der Innovation im Buch kommt jetzt und wir werden andere Dinge sehen als gedacht.

Das führt zu der Frage: Warum sind Sie vom klassischen Verlagsgeschäft zum Plattformmodell gewechselt? Was ist der Unterschied?

Es ist der Gegensatz verschlossener und offener Welten: Beim Modell Verlag sagt man als Gatekeeper sehr oft nein, beim anderen Modell der Plattform sehr oft ja. Vielleicht sind wir ja gar nicht mehr die Richtigen, zu beurteilen, was Menschen lesen wollen. Wir müssen aufpassen, dass wir nicht immer bessere Bücher für immer weniger Leser machen. Auf einer Plattform können wir jedenfalls möglichst vielen Menschen den Zugang zum Buchmarkt geben. Das Buch hat einen großen Stellenwert, eine Aura, es ist ein Kulturgut und kein Produkt im klassischen Sinn. Die Frage ist: Wie können wir diesen Stellenwert in der Breite umsetzen?

Wie sieht Ihr Ansatz konkret aus?

In unserem Format können Autorinnen und Autoren kurze, spannende, standardisierte Storys schreiben und als Buch veröffentlichen. Das löst das Gatekeeper-Tum ab. Letztlich entscheidet der Leser. Leser ist für uns jeder, der lesen kann. Es gibt so viele Leser wie noch nie, aber eben nicht unbedingt im Buchformat. Wir haben im Gegensatz zu anderen Verlagen in 3 Jahren ca. 1500 Autoren gewonnen. Wir wachsen sehr schnell in allen Bereichen. Das Wort „verlegen“ kommt vom „vorlegen“, das wird es in der Zukunft nicht mehr geben, weil sich die Grundkosten eines Buches durch moderne Drucktechnologie grundlegend verändern können.

Für Selfpublisher gibt es bereits viele Angebote.

Selfpublishing bedeutet: Mach, was immer du willst. Das ist bei uns nicht so. Jeder kann und jeder darf, aber wir haben Regeln und prüfen jedes Buch. Qualität muss sein. Wir haben nur keine Grenzen wie in einer Pizzeria, die sagt: Wir haben 100 Sitzplätze, die sind jetzt voll. Selfpublishing ist die Freiheit des Publizierens. Wir bieten die Freiheit, einen Verlag zu nutzen.

Noch mal zurück zum Anfang: Sie haben eine neue Idee umgesetzt. Welche Kompetenzen braucht ein Gründer?

In der Buchbranche braucht ein Gründer Know-how, weil sich die Branche durch eine hohe Komplexität auszeichnet. Branchenfremde haben bis jetzt wenig Fuß gefasst. Für junge Start-ups ist die Branche oft nicht besonders attraktiv, weil die Eintrittshürde durch das Know-how sehr hoch ist. Deshalb muss Innovation aus der Branche selbst kommen.

Zur kostenfreien Anmeldung der Gesprächsreihe „Pubiz meets Innovation“ mit Hannes Steiner am 24. Juni geht es hier.

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