Im beinharten Kampf der Barsortimente um Marktanteile werden die Karten neu gemischt: Der Branchenlogistiker Könemann muss den Standort Hagen schließen und verkündet kurz vor der Frankfurter Buchmesse eine strategische Allianz mit Libri
, die Mitte nächsten Jahres greifen soll. Die Familie Könemann und Libri planen zu diesem Zweck die Gründung eines Joint Ventures.Die Folgen: 234 Mitarbeiter, davon 59 Vollzeitkräfte und 175 Teilzeit- und Saisonkräfte werden entlassen. Lediglich der Außendienst und eine kleine Innendienstmannschaft werden weiterhin von Hagen aus arbeiten. Stefan Könemann, bisher Leiter des Barsortiments, soll geschäftsführender Gesellschafter der neuen GmbH werden. Sein Bruder Jörg Könemann, bisher geschäftsführender Gesellschafter,
soll Gesellschafter werden. Über diese Pläne wurde heute die Belegschaft auf einer Betriebsversammlung informiert, nachdem zuvor mit dem Betriebsrat beraten wurde. Für die Kunden ändert sich nichts, betont Stefan Könemann im Gespräch mit buchreport.de.Für das Unternehmen ist die Luft offenbar zu dünn geworden. Geschäftsführer Jörg Könemann benannte als Gründe für den Einschnitt die „fortschreitende Konzentration auf dem deutschen Buchmarkt“, die kleineren Marktteilnehmern wie dem Hagener Familienunternehmen und dessen Kunden das Leben schwer mache. Den Kuchen teilen sich nun Libri/Könemann, KNV und Umbreit.
Könemann ist ein Opfer des Strukturwandels im stationären Buchhandel geworden. Die fortschreitende Filialisierung habe zu einer drastischen Verringerung von inhabergeführten kleinen und mittleren Sortimenten geführt. „Viele unserer besten Kunden haben in den vergangenen Jahren ihren Betrieb verkleinert, eingestellt, wurden von Ketten übernommen oder sind insolvent geworden“, so Jörg Könemann.
Hinzu kommt Druck aus dem Web: Die Konkurrenz durch den Internet-Versand, allen voran Marktführer Amazon, bereite den stationären Buchhandlungen existenzielle Probleme. Um im Internet-Geschäft als Lieferant zu bestehen, sei eine enorme Anzahl an Lagertiteln und Exemplaren vorzuhalten. Dies erfordere finanzielle Mittel in Millionenhöhe, was derzeit nur von den großen Marktteilnehmern der Branche geleistet werden könne. Zudem steige der Preisdruck in einem weiter schrumpfenden Markt.
An der starken Schulter von Libri sollen viele Vorteile ausgeschöpft werden. „Wir verknüpfen die Stärken eines großen Barsortiments wie z.B. die Libri-Titelzahl, mit den Stärken unseres Hauses“, erklärt Stefan Könemann. Für die Kunden soll sich nur ändern, dass sie ihre bestellte Ware in einer Libri-Wanne und nicht mehr aus Hagen bekommen. Die Auftragserfassung erfolge weiterhin in Hagen, die Kunden sollen weiter unter dem Markennamen Könemann beliefert werden und von ihren bisherigen Ansprechpartnern betreut werden.
„Alle vereinbarten Konditionen bis hin zu den späten 19 Uhr Bestellpunkten in NRW gelten weiter“, betont Stefan Könemann. Auch bei den umsatzabhängigen Boni sollen Könemann-Kunden keine Nachteile durch den Wechsel haben.Mit Libri pflegen die Hagener bereits seit längerer Zeit Kontakte: Bereits heute liefern Könemann und Libri durch den Hera Bücherwagendienst in weiten Teilen Nordrhein-Westfalens und Rheinland-Pfalz gemeinsam aus.
Nach Genehmigung durch das Bundeskartellamt soll mit der Umsetzung des Vorhabens begonnen werden.
Kommentar hinterlassen zu "In Hagen gehen die Lichter aus"