Die unabhängigen Verlage wollen eine größere Sichtbarkeit und eine Anerkennung ihrer kulturellen Arbeit. Viele von ihnen stehen wirtschaftlich unter Druck, insbesondere nach den Rückzahlungen an die VG Wort. Und ihr Eigenmarketing, etwa in Form von Indiebookday und Hotlist, zeigt zwar in gewissen Kreisen Wirkung, entwickelt aber keine größere Strahlkraft.
In Düsseldorf haben sich jetzt auf Einladung der Kunststiftung NRW rund 60 Indie-Verleger getroffen, um ihre Interessen und Probleme sowie mögliche Fördermaßnahmen zu diskutieren. Das Ergebnis: die „Düsseldorfer Erklärung unabhängiger Verlage“. Darin fordern sie unter anderem einen staatlichen Förderpreis nach Vorbild des bereits etablierten Deutschen Buchhandlungspreises. Auch die entsprechenden Kriterien für eine solche Auszeichnung liefern die Indies in ihrem Papier mit (s.u.).
Darüber hinaus wünscht sich die Gruppe beispielsweise eine Sichtbarkeitskampagne, den Aufbau einer Bundeszentrale für literarische Bildung und „die Installierung eines unabhängigen digitalen Systems als Plattform, um die kulturelle Vielfalt zu erhalten und eine demokratische Wissens- und Informationsgesellschaft zu fördern“, heißt es in der Erklärung.
Für die Leipziger Buchmesse haben die Initiatoren eine Veranstaltung zum Thema geplant, die am 15. März unter dem Titel „Reden wir über Geld! Förderung unabhängiger Verlage“ stattfinden soll.
Die »Düsseldorfer Erklärung unabhängiger Verlage« im Wortlaut
Präambel
Literatur ist ein förderungswürdiges Kulturgut.
Digitalisierung, Monopolisierungen und der Ausschluss unabhängiger Verlage aus dem Sortiment vieler Buchhandlungen führen dazu, dass die Vielfalt der Verlags- und Literaturszene bedroht ist. Durch die starken Veränderungen im Medienkonsum geht auch die junge Generation zunehmend dem Buch verloren. Hinzu kommt das BGH-Urteil zur VG Wort, das den Wegfall der Ausschüttungen auslöste und zu Rückzahlungsverpflichtungen an die Verwertungsgesellschaften führte.
Die unabhängigen Verlage gewährleisten die künstlerische und thematische Vielfalt unserer kulturellen Landschaft zur Stärkung der Weltoffenheit, Demokratie und Vielheit unserer Gesellschaft.
Wir wollen eine generationen- und schichtenübergreifende Kultur- und Bildungsinitiative anstoßen. Und wir wollen mit unserem verlegerischen Engagement Lesekompetenz und Leselust dieser und kommender Generationen stärken.
Was die unabhängigen Verlage auszeichnet:
- Sie verstehen ihr verlegerisches Tun als künstlerische Leistung.
- Sie entdecken und fördern Autorinnen und Autoren.
- Sie entwickeln neue literarische Formen, auch in der Lyrik.
- Sie bewahren das kulturelle Gedächtnis und das literarische Erbe.
- Sie ermöglichen den Austausch mit anderen Kulturen und Sprachen und vermitteln Literatur auch aus sogenannten „kleinen“ Sprachen.
- Sie initiieren gesellschaftliche Debatten.
- Sie stellen sich der digitalen Herausforderung.
- Sie sind innovativ und entdeckungsfreudig.
- Sie sind in der Regel inhabergeführt und arbeiten auf eigenes Risiko.
Die unabhängigen Verlage haben die folgenden Vorschläge erarbeitet und möchten sie in die politische Diskussion einbringen:
Sie schlagen vor:
Die Einrichtung eines Preises für unabhängige Verlage analog zum Deutschen Buchhandlungspreis.
Preiswürdig sind Verlage, die folgende Kriterien erfüllen:
- Sie sind konzernunabhängig und inhabergeführt.
- Sie realisieren ein kontinuierliches Verlagsprogramm.
- Sie zeigen ein erkennbares verlegerisches Profil.
- Sie verfügen über ein sorgfältiges Lektorat.
- Sie bieten eine hochwertige Buchausstattung.
- Sie nutzen professionelle Vertriebswege im analogen und digitalen Bereich.
Der Preis soll ausschließlich an Verlage vergeben werden, deren Jahresumsatz drei Millionen Euro nicht übersteigt.
In der Schweiz und Österreich existiert eine solche Förderung bereits, auch in den skandinavischen Ländern, Großbritannien, Irland und in Frankreich gibt es Förderungen für unabhängige Verlage.
Außerdem wurden die folgenden Vorschläge erarbeitet:
- eine Sichtbarkeitskampagne für unabhängige Verlage
- die Sicherung der Bibliodiversität als Grundlage für eine funktionierende demokratische
Gesellschaft - den Aufbau einer ‚Bundeszentrale für literarische Bildung‘
- die Installierung eines unabhängigen digitalen Systems als Plattform, um die kulturelle Vielfalt zu erhalten und eine demokratische Wissens- und Informationsgesellschaft zu fördern
- die Anerkennung von E-Books als Kulturgut
- die Einrichtung von Austauschforen
- den Aufbau von Beratungsangeboten und Mentoringprogrammen.
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