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Indie werden in fünf Minuten

Die größte Herausforderung für Verlage sei nicht die Digitalisierung, sondern das Auffindbarmachen von Büchern: Discoverability. Tom Weldon, Chef von Penguin Random House UK, lässt derzeit kaum eine Gelegenheit aus, um dieses verlegerische Mantra vorzutragen. Und lässt bei der britischen Verlagsgruppe Taten folgen. Das jüngste Projekt heißt „My Independent Bookshop“ und ist eine Bücher-Empfehlungs-Plattform mit integrierter Shop-Anbindung.
Zur Londoner Buchmesse hat Penguin Random House UK (PRH UK) die Plattform in einer Beta-Version gestartet, auf der Leser ihre eigenen virtuellen Buchhandlungen aufbauen und ihre Lieblingsbücher empfehlen können: 
  • Das digitale Regal, das die Nutzer errichten können, ist auf 12 Titel beschränkt  und über Twitter und Facebook ans Social Web angebunden.
  • Die Kaufabwicklung erfolgt über „Hive“, den  E-Commerce-Ableger des Barsortiments Gardner, an den 350 unabhängige britische Buchhändler angeschlossen sind – über Hive.co.uk verkauft der größte britische Zwischenbuchhändler Bücher direkt an Endverbraucher, wobei die Indies als Anbieter fungieren.
  • Die Nutzer können ihren Lieblingsbuchhändler in den Vertrieb einbeziehen, der zwischen 5% (gedruckte Bücher) und 8% Verkaufsprovision erhält.

Hannah Telfer, die bei der Verlagsgruppe eine Abteilung leitet, die sich dem Direktmarketing und -vertrieb widmet, erklärte anlässlich des Beta-Starts, dass man die Entdeckung großer Bücher und Autoren in die Hände der Bücherliebhaber selbst legen wolle, die ihren eigenen Buchshop kuratieren könnten. Konzipiert wurde das Projekt außerdem von Dan Franklin, dem Digital-Verleger bei PRH UK.

Initiiert wurde das Projekt durch die im Juni 2013 gestartete Plattform Bookmarks“, ein „Online Consumer Insight Panel“ mit aktuell über 3500 Mitgliedern, mit dem der Verlag auch Lesegewohnheiten der Nutzer erforscht. Eine zentrale Erkenntnis von „Bookmarks“: Entscheidend bei der „Discoverability“ sind weiterhin persönliche Empfehlungen.

Alex Shephard, Digitalchef beim New Yorker Verlag Melville House, hält das neue Portal für nicht besonders innovativ. „My Independent Bookshop“  sei „drei Tassen Bookish, eine Goodreads und eine Prise Facebook“.

Auch in Deutschland baut Random House die Direktmarketing-Aktivitäten aus. Kürzlich startete die Münchner Verlagsgruppe Random House ein Science-Fiction-Portal, inklusive Shop-Anbindung.   

Kommentare

1 Kommentar zu "Indie werden in fünf Minuten"

  1. Buchbetreuerin | 8. April 2014 um 16:00 | Antworten

    Ich sehe darin die erste, noch „mühsam gequälte“ Öffnung der Buchverlage für neue Geschäftsmodelle. Ich sehe hier ein Modell, das den Leser als Endverbraucher miteinbezieht und sich stärker an seinen Bedürfnissen orientiert, die Verlagerung ins Internet und die sich leise, fast durch die Hintertür einschleichende Verwandlung von Verlagen zu Dienstleistern bzw. Vermittlern zwischen Autoren und Lesern. Das alles ist noch nicht wirklich ausgereift, aber erkennbar ist der neue Trend, „irgendwie anders“ mit Autoren und Lesern umzugehen, die strenge Doorkeeper-Funktion aufzugeben und sich mehr zu öffnen.

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