Überraschend deutlich verteidigt Thalia-Chef Ingo Kretzschmar den Buchhandelsfilialisten in einem Interview mit der „Zeit“. Florian Eichel und Moritz Müller-Wirth befragten Kretzschmar zu Themen wie Marktmacht, Beliebtheit innerhalb der Branche, BookTok und Buchpreisbindung.
Die „Zeit“-Redakteure steigen mit ihrer ersten Frage direkt in die Diskussion ein: Im Vorfeld hätten sie sich mit Verlegern, Autoren und Buchhändlern ausgetauscht – und die meisten würden sich Sorgen um die Aktivitäten des Unternehmens Thalia machen. „Können Sie sich vorstellen, warum?“ geht die Frage an Kretzschmar. Nachdem der mit „Das müssen Sie mir erklären“ antwortet, konfrontiert die „Zeit“ den Thalia-Chef mit Vorwürfen des Machtmissbrauchs innerhalb der Branche. Darauf antwortet Kretzschmar deutlich: „Natürlich stößt Thalia nicht immer auf Gegenliebe. Allerdings kann niemand bestreiten, dass Thalia der Branche maßgeblich geholfen hat, den Markt nicht Amazon zu überlassen“. Thalias erklärtes Ziel sei es, den Kreis der Kunden zu verdoppeln und die Zahl der Nichtleser in Deutschland zu halbieren. „Wie stark wir damit unseren Umsatz steigern, ist für mich zweitrangig“, so Kretzschmar.
Im weiteren Gesprächsverlauf geht Kretzschmar auch auf die Rabattgrenze ein, ein „Märchen“, wie er es nennt. Immer wieder würde es heißen, Verlage dürften Händlern aufgrund der Buchpreisbindung nicht mehr als 50% Rabatt auf den Ladenpreis gewähren. Doch das Bundeskartellamt habe bereits 2006 dieses Thema geprüft und klargestellt, dass die Rabattgewährung über 50% nicht generell gegen das Gesetz verstoße. „Ganz im Gegenteil, der Preiswettbewerb auf der Einkaufsseite sei sogar besonders schützenswert“, argumentiert Kretzschmar.
Und auch auf ein anderes, breit diskutiertes Thema geht Kretzschmar ein: Die Mindestpreisdebatte. Die Branche habe sich aus Angst vor Veränderungen dagegen entschieden und im gleichen Atemzug nach höheren Subventionen gefragt. Das hält Kretzschmar für einen Fehler: „Angesichts der schrumpfenden Margen ist die Buchpreisbindung in ihrer heutigen Form nicht mehr zeitgemäß. Vielmehr befürchte ich, dass sie in ihrer aktuellen Version eher zum Sargnagel der kleinen Buchhandlungen wird“, ist Kretzschmar der Meinung. Dabei stellt der Thalia-Chef jedoch auch eins klar: „Aber natürlich steht Thalia zur Buchpreisbindung nach unten. Wir wollen keinen zerstörerischen Preiskampf“.
Das vollständige Interview mit Ingo Kretzschmar in der „Zeit“ können Sie hier lesen.
Ingo Kretzschmar: »Das regionale Angebot ist die stationäre Chance«
Ein Kommentar, der keineswegs beabsichtigt, als LESERBRIEF wahrgenommen zu werdedn.
Sehr geehrte Damen und Herrn!
Ich bin immer wieder dankbar für Ihre Informationen.
Diesmal schreiben Sie:
Überraschend deutlich verteidigt Thalia-Chef Ingo Kretzschmar den Buchhandelsfilialist in einem Interview mit der „Zeit“.
Da wär’s doch auch möglich gewesen, sich für die Formulierung „den Buchhandelsfilialisten“ zu entscheiden.
Herzliche Grüße
Thomas C. Cubasch
Verleger mit großem Leib und großer Seele
Verlag Der Apfel
Ihr Kulturverlag für das Besondere
http://www.verlagderapfel.at
Die Anregung scheint uns sinnvoll und angebracht zu sein, lieber Thomas Cubasch. Wir sind ihr gerne gefolgt 😉