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Innovation als Motor

Italiens Buchhandelsmarktführer Librerie Feltrinelli konnte 2010 erneut gegen den Trend zulegen. Geschäftsführer Stefano Sardo erläutert im Interview mit buchreport, warum das Familienunternehmen so erfolgreich gegen den Strom schwimmt.

Der italienische Buchmarkt gilt mit seinem ausgeprägten Nord-Süd-Gefälle als schwierig. Was macht Feltrinelli besser als die Konkurrenz?

Wir wachsen nicht spektakulär, aber dafür gleichmäßig gegen den Trend, weil sich unsere Strategie bewährt hat, jedes Jahr mit neuen Konzepten und Innovationen noch ein bisschen besser zu werden. 2009/10 haben wir den Bahnhofsbuchhandel als Großprojekt in Angriff genommen. 2011 startet die Franchise-Kette Feltrinelli Point durch. Und 2012 wird uns abgesehen von der Fortschreibung des Bahnhofsprojekts ganz sicher auch etwas einfallen.

Warum lesen Süditaliener weniger?

Das ist eine historisch gewachsene Entwicklung, die nur ganz langsam aufweicht. Der Süden, das sind als grobe Richtlinie die Regionen südlich von Neapel, war mit Ausnahme von Rom schon immer wirtschaftlich schwächer, demzufolge sind auch die Einkommen niedriger. Abgesehen von wenigen Ausnahmen haben traditionell auch alle großen Verlagsgruppen ihren Sitz im Norden, Mondadori und Feltrinelli zum Beispiel in Mailand, Einaudi in Turin.

Die Feltrinelli-Gruppe verlegt Bücher bei Giangiacomo Feltrinelli Editore und verkauft sie in den Buchhandlungen von Librerie Feltrinelli. Bedeutet das nicht einen vorprogrammierten Interessenkonflikt mit anderen Verlagen?

In einem anderen Land vielleicht, aber in Italien ist diese Konstellation nicht ungewöhnlich. Zu Mondadori beispielsweise gehören auch viele Verlage und eine Buchhandelskette. Und die Verlagsgruppe GEMS ist eng mit Messaggerie Italiane verbandelt. Unsere Buchhandlungen operieren schon seit Jahren völlig getrennt vom Verlag, was uns verbindet ist die Holding Effe 2005. Es gibt keinerlei Obligation, etwa das komplette Feltrinelli-Sortiment zu führen. Aber es liegt auf der Hand, dass der Umsatzanteil mit Büchern des Verlags etwas höher ist als im Branchendurchschnitt.

Im deutschen Buchhandel sind Multichannel und Nonbooks die Stichworte mit Zukunft. Und bei Feltrinelli?

Die enge Verzahnung von Ladengeschäft und Online-Shop mit wechselseitigen Promotions ist auch bei uns der Weg der Zukunft. Was Nonbooks angeht, haben wir diesen Schritt schon lange vollzogen. Musik mit den Schwerpunkten Klassik und Jazz, Schreibwaren und Video/DVDs ergänzen das Buchsortiment je nach Format in unterschiedlichem Umfang.                              

Die Fragen stellte Anja Sieg.

aus: buchreport.magazin 2/2011

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