Wegen der Corona-Pandemie fand die Verleihung des Deutschen Verlagspreises in diesem Jahr nur virtuell statt. Die Auszeichnung wurde zum zweiten Mal ausgelobt, um unabhängige Verlage im „hart umkämpften Markt“ zu unterstützen, erklärt Kulturstaatsministerin Monika Grütters per Videobotschaft. Die Maßnahmen zur Eindämmung von Covid-19 hätten insbesondere kleine und mittlere Verlage hart getroffen, weshalb Grütters auch weiterhin Unterstützung in der Coronakrise zusicherte.
Beim Deutschen Verlagspreis wurden insgesamt rund 1,4 Mio Euro Fördergelder an kleinere Verlage bis 3 Mio Euro Jahresumsatz vergeben.: 60 erhielten ein Preisgeld von jeweils 20.000 Euro, 3 Verlage wurden für besondere Qualität, Nachhaltigkeit und Innovationskraft mit je 60.000 Euro bedacht. Die Verlage mit den drei Spitzenpreisen wollen das Preisgeld in verlegerische Projekte investieren:
- Jürgen Christian Kill (Geschäftsführer, Verlagsbuchhandlung Liebeskind): „Mit dem Preisgeld können wir endlich unsere Programmplanung weitläufiger gestalten. Bislang haben wir nie länger als ein Jahr im Voraus planen können, weil nicht ausreichend Liquidität vorhaben war. Jetzt haben wir die Möglichkeit, zeitgleich mehrere Buchprojekte anzustoßen, die nicht sofort wieder einen Teil des eingesetzten Kapitals einspielen müssen. So können wir auch besser reagieren, wenn ein Projekt aus unvorhersehbaren Gründen verschoben werden muss. Mit dem Deutschen Verlagspreis haben wir eine größere Hinterhand.“
- Philipp Meuser (Verleger, DOM Publishers): „Das Preisgeld fließt in unser derzeitiges Mammutprojekt – einen Architekturführer durch 49 afrikanische Länder. Das siebenbändige Werk, an dem über 300 Autoren beteiligt sind, ist so gut wie fertig. Aber als die Corona-Krise kam, mussten wir den Druckauftrag sofort stoppen. Das wirtschaftliche Risiko war einfach zu hoch. Durch den Deutschen Verlagspreis kann der „Architectural Guide Sub-Saharan Africa“ nun doch noch im Sommer erscheinen. Ich denke, dass wir die Auszeichnung nicht zuletzt diesem Projekt verdanken, in das wir mehr als fünf Jahre Arbeit investiert haben.“
- Andreas Rötzer (Geschäftsführer, Matthes & Seitz): „Das Preisgeld erleichtert uns die Fortsetzung von aufwendigen Editionsprojekten wie des von Rainer G. Schmidt übersetzten Tagebuchs von Henry D. Thoreau in 12 Bänden, von denen die ersten 4 Bände bereits erschienen sind. Es ist auch eine nachträgliche Finanzspritze für großartige Projekte wie den soeben erschienen Klebebilder von Georges Perros in der Übersetzung von Anne Weber oder den verstörenden Monumentalband mit Texten von Léon Bloy. Last but not least: Es ermöglicht den Beginn von neuen Projekten, deren Finanzierung sonst schwer geworden wäre.“
Eine Übersicht mit allen Verlagspreisträgern gibt es hier.
DOM Publishers
Caroline-v.-Humboldt-Weg 20, 10117 Berlin
dom-publishers.com
2005 gegründeter Architekturverlag
Verleger: Philipp Meuser, Natascha Meuser
Umsatz (2019): ca. 950.000 €
Mitarbeiter: 8
Toptitel 2020 :
- Bernhard Ludewig: Der nukleare Traum. Die Geschichte der deutschen Atomkraft
- Anna Scheuermann u.a.: Architekturführer Metropolregion Frankfurt Rhein-Main
- Eduard Kögel: Architekt im Widerstand. Rudolf Hamburger im Netzwerk der Geheimdienste
Verlagsbuchhandlung Liebeskind
Tal 15 / Eingang Hochbrückenstraße, 80331 München; liebeskind.de
2001 aus der gleichnamigen Buchhandlung hervorgegangener Literaturverlag
Geschäftsführung: Jürgen Christian Kill
Umsatz (2019): 260.000 € *
Mitarbeiter: 3
Toptitel 2020:
- Ottessa Moshfegh: Heimweh nach einer anderen Welt
- Oliver Sacks: Die feine New Yorker Farngesellschaft
- R.O. Kwon: Die Brandstifter
*geschätzt
Matthes & Seitz Berlin
Göhrener Str. 7, 10437 Berlin
matthes-seitz-berlin.de
2004 in Berlin gegründet, Schwerpunkte: internationale Literatur/Klassiker und geisteswissenschaftliches Sachbuchprogramm
Geschäftsführung: Andreas Rötzer
Umsatz: 2,5 Mio € *
Mitarbeiter: 9
Toptitel 2020:
- Frank Witzel: Inniger Schiffbruch
- Anne Weber: Annette. Ein Heldinnenepos
- Ludger Weß: Winzig, zäh und zahlreich. Ein Bakterienatlas
*geschätzt
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