Eine der auffälligen Idiosynkrasien von Bertelsmann ist seit jeher die Dezentralität. Die gehört auch zur DNA von Buchtochter Penguin Random House. Aktueller Beleg: Während in Deutschland (Skoobe) und Spanien (Nubico) intensiv das Feld der Ebook-Abos beackert wird, sagt die britische Verlagsgruppe: Nicht mit uns.
Auf der „FutureBook“-Konferenz des „Bookseller“ sagte Tom Weldon, CEO von Penguin Random House in Großbritannien, man werde die Subskriptions-Geschäftsmodelle nicht erforschen. „Wir haben zwei Probleme mit Subskriptionen: Wir sind nicht davon überzeugt, dass Leser diese haben wollen. ,Iss so viel Du magst’, gehört nicht zur Denkart der Leser. Bei Musik oder Filmen möchte man vielleicht 10.000 Songs oder Filme haben, aber ich glaube nicht, dass man 10.000 Bücher haben möchte.“ Hinzu komme, dass er nicht das Geschäftsmodell der Aboanbieter verstehe und nicht erkennen könne, wer damit Geld verdient.
Gleichwohl räumte Weldon ein, dass Subskriptionen in bestimmten Märkten der Welt wie Schwellenländern funktionieren könnten, wo der Zugriff von Lesern auf Bücher und Buchhandlungen eingeschränkt sei.
In der englischsprachigen Buchwelt wurde bereits viel über Weldons Abo-Skepsis diskutiert. Ausführlich geht US-Verlagsberater Mike Shatzkin in seinem Blog darauf ein. Weldon liege 100% falsch. Dessen Ansicht „Leser möchten das nicht“ sei eine „total unproduktive Generalisierung“. Einige Leser wollten dies sehr wohl, und Oyster, Scribd und Amazon sowie 24Symbols, Bookmate und andere schlössen mit diesen Kunden Abo-Verträge ab. Da die Wettbewerber HarperCollins und Simon & Schuster mit den Abodiensten kooperierten, werde Penguin Random House Marktanteile an andere Verlage verlieren.
Hier geht’s zum Dossier von buchreport.de über Abomodelle. Außerdem hat sich buchreport in einem Webinar ausführlich mit E-Abos beschäftigt, hier weitere Informationen und die Möglichkeit, das Webinar-Video zu kaufen.
„,Iss so viel Du magst’, gehört nicht zur Denkart der Leser.“ Alles klar. Schon mal eine Stadtbücherei besucht?