Lübbe beschäftigt seit zwei Jahren festangestellte Übersetzer. Im Interview mit buchreport äußert sich Geschäftsführer Klaus Kluge über die Vorzüge und Chancen dieses Modells.
Sind festangestellte Übersetzer ein Modell für die gesamte Branche?
Das weiß ich nicht. Aber in unserem Fall profitieren sowohl Verlag als auch Übersetzer davon: Wir können über exzellente Leute verfügen und diese Leute haben die Gewissheit, dass sie ständig Aufträge und damit ein festes Einkommen erhalten.
Ist dieses Modell aus der Not geboren?
Nein, es ist vor dem Hintergrund entstanden, dass die Bestsellervergütungen ein Problem sein können. Von Dan Browns neuem Buch werden wir voraussichtlich 1,8 Mio Exemplare im Hardcover verkaufen. Wenn man darauf 0,8% Übersetzerbeteiligung ohne Deckelung anwenden würde, käme ein atemberaubender Betrag zustande. Als wir die Idee bekamen, feste Übersetzer einzustellen, ging es uns darum, eine gewisse Sicherheit zu haben. Die drei Übersetzer, die wir dann angesprochen haben, fanden die Idee wegen der auch für sie damit verbundenen Sicherheit gut, zumal sie prozentual am Erfolg beteiligt werden, wenn auch gedeckelt. Von Not möchte ich also in diesem Zusammenhang nicht sprechen, schließlich ist ja auch niemand zu etwas gezwungen worden.
Nehmen Sie sich mit festangestellten Übersetzern nicht eine gewisse Flexibilität?
Nein, auch freie Übersetzer sind nicht ständig verfügbar und fahren in Urlaub. Uns war wichtig, Übersetzer zu haben, die gerade in unserem Themensegment sehr firm sind – die haben wir jetzt. Und man darf nicht vergessen, dass wir zusätzlich nach wie vor auf freie Mitarbeiter zurückgreifen.
Ist vor dem Hintergrund des BGH-Übersetzerurteils Ihr Modell der festangestellten Übersetzer ausbaufähig?
Ob wir mehr Kräfte brauchen, wird sich zeigen. Mit dem Modell fahren wir jedenfalls gut: Beim neuen Dan Brown hat es sich bewährt, wir waren am schnellsten mit dem Buch am Markt, gefolgt von den Schweden. Der nächste große Fall steht in Gestalt des neuen Ken Follett an, wobei wir von einer Trilogie mit je ca. 1500 Seiten reden. Das Manuskript kommt Ende Mai, fertig sein muss alles im September 2010. Wir können gelassen daran gehen, schließlich können wir auf ein eingespieltes Team setzen.
Zur Person: Klaus Kluge
1958 in Uelzen geboren, studierte 1980–1984 Gesellschafts- und Wirtschaftskommunikation in Berlin. Bis 1991 war Kluge beim Börsenverein beschäftigt, zuletzt als Marketingleiter. 1992 bis 1998 war er im Marketing und Vertrieb beim Falken Verlag tätig, ab 1998 Vertriebs- und Marketingleiter bei Droemer Knaur. Weitere Stationen: 2000 Marketingleiter bei Ullstein Heyne List. 2001–2008 Verlagsleiter Marketing bei Droemer Knaur. Seit 2008 Geschäftsführer
bei Lübbe für die Bereiche Programm, Marketing und Vertrieb
Die Fragen stellte Ingo Schiweck
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