Immer mehr Unternehmen setzen auf Chatbots: Virtuelle Assistenten beantworten Kundenanfragen, empfehlen Produkte, melden Nachrichten. In der deutschen Buchbranche gibt es kaum Beispiele für Chatbot-Einsatz. Nach Random House-Tochter Blanvalet macht jetzt auch Reclam einen Feldversuch für die neue Werbeform.
Auf der Facebook-Seite „Reclams Klassikerinnen“ ist derzeit ein Chatbot zu finden, der den Kunden Orientierung bei der Wahl der nächsten Lektüre bieten soll. „Wir haben eine kleine, schön ausgestattete Reihe mit sechs Klassikern der Weltliteratur über starke Frauengestalten, literarisch niveauvolle Unterhaltung, für die wir auf Facebook auf eine Zielgruppe treffen, die außer an Literatur auch an Interaktion interessiert ist“, berichtet Online-Redakteur Frank Suppanz von Reclam. Der Chatbot soll den Lesern Orientierung bieten und sie bei der Auswahl der richtigen Lektüre unterstützen: Welche dieser Frauengestalten interessiert mich, welches Buch möchte ich lesen?
Was ist ein Chatbot?
Chatbots sind automatisierte Chatpartner, die Textnachrichten schicken. Die Umsetzung ist nicht immer aufwendig, so gibt es für Facebook Tools, mit denen man nach Baukastenprinzip den Chatbot konstruieren kann. Beim Einsatz eigener Grafiken oder Videos wird die Gestaltung aufwändiger. Ein Chatbot bietet zusätzlich die Möglichkeit, Nachrichten zeitversetzt an die Nutzer zu senden oder komplexe Handlungsstränge einzusetzen, solche Merkmale machen allerdings die Umsetzung komplizierter.
Der virtuelle Kundenberater wird über Facebook-Anzeigen im Messenger beworben, die direkt in den Chat leiten. So sollen auch jene Nutzer angesprochen werden, die bisher eher wenig lesen.
Die Nutzer an die Hand nehmen
Entwickelt wurde der Chatbot gemeinsam mit der Online-Marketing Agentur Bilandia. Die Umsetzung gelinge auch mit kleineren Bordmitteln, weiß Marketingmanagerin Anja Spägele. Für Facebook gebe es beispielsweise Tools, mit denen man den Chatbot nach Baukastenprinzip konstruieren kann.
Spägele empfiehlt eine strenge Nutzerführung, um den Aufwand in Grenzen zu halten: „Niemand kann sich alle vorstellbaren Antwortmöglichkeiten ausdenken. Die beste Nutzererfahrung ist erfahrungsgemäß dann gegeben, wenn die Nutzer zwischen mehreren Antwortmöglichkeiten wählen können, statt selbst einen Antworttext einzutippen.“ Durch die unterschiedlichen Antwortmöglichkeiten ergeben sich dann verschiedene Verzweigungen, anhand derer sich Nutzer durch einen Chatbot klicken können.
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Bei der Umsetzung involviert seien in der Regel die Marketingabteilung, aber auch die Lektoren. „Im Idealfall unterstützt uns der Autor und schreibt beispielsweise eine eigene Geschichte für den Chatbot“, so Spägele. Die größte Herausforderung sei es, einen Dialogansatz zu entwickeln, der den literarischen Texten gerecht wird, unterhaltsam ist und einen niedrigschwelligen Einstieg bietet.
Noch ist das Projekt in der Test- und Entwicklungsphase, aber die ersten Reaktionen seien durchweg positiv, so Spägele: „Der Empfehlungscharakter auf Facebook mit Verlinkungen von Freunden ist sehr hoch. Bei Erfolg kann sich Reclam neben weiteren Chatbots im Publikumsmarktbereich auch vorstellen, die Werbeform im Programmbereich „Schule und Studium“ anzuwenden.
Hier geht es zum Chatbot von Reclam.
Webinar-Video Storytelling mit Chatbots für Anfänger
Worauf Verlage bei der Entwicklung vom Chatbots achten sollten, erläutert Anja Spägele im Webinar-Video „Storytelling mit Chatbots für Anfänger“.
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