Auch im Publishing sollen möglichst viele Arbeitsschritte digitalisiert werden. Aber wenn es darum geht, mit Notizen das Gedächtnis zu entlasten, bleiben die meisten lieber analog – mit der Gefahr, dass einige Ideen den Medienbruch nicht überleben.
Werkzeuge wie Goodnotes können helfen. Roman Schurter bricht im ersten Teil seiner dreiteiligen Serie zur digitalen Notiz-Erfassung eine Lanze für diese und andere Anwendungen.
Während viele Notiz-Tools, die ich in dieser kleinen Serie vorstellen werde, darauf hinauslaufen, dass man sich hauptsächlich Text- oder Tastaturnotizen macht, berichte ich heute über einen ganz anderen Ansatz: handschriftliche Notizen in Goodnotes.
Eigentlich ist diese Form von Notiererei ganz nahe an der Kladde, die man bei sich trägt und in der man mit dem Kugelschreiber oder Bleistift Gedanken festhält. Handschriftliche Notizen sind gut – das ist wissenschaftlich erwiesen. Die motorische Bewegung hilft beim Memorieren.
Handschrift am Computer?
Das Problem ist jedoch: Handschrift ist für die spätere Verwendung der Notizen am Computer suboptimal. Nicht veränderbar, nicht durchsuchbar, nicht weiterverwendbar.
Erfreulicherweise haben die Softwarehersteller sich dieses Problems angenommen. Evernote und OneNote zum Beispiel nutzen eine integrierte Handschrifterkennung, um Notizen in Text umzuwandeln. In Evernote lässt sich Handschrift so immerhin durchsuchen, in OneNote ist sie als Text weiternutzbar. Apple bietet seit iOS Version 14 mit Scribble eine Technologie an, die Handschrift in Fließtext umwandelt – egal, ob man gerade eine Notiz schreibt oder in der Musik-App im Suchfeld den Namen eines Künstlers eingibt.
Digitales analoges Notizbuch
Auf dem iPad ist Goodnotes seit jeher der King der handschriftlichen Notizen. Die App ist so gestaltet, dass sie einem analogen Notizbuch möglichst nahe kommt. Die Verwaltung der Notizen geschieht auf Seiten, die eine bestimmte Größe haben. Die Seiten sind optisch Papier nachempfunden. Goodnotes bietet dazu eine Unmenge an Linierungen, Punktierungen, Rastern oder auch Blanko-Papieren an.
Auf diesen Seiten schreibt und zeichnet man. Dazu gibt es verschiedene Tinten, Stifte, Farben, Transparenzen. Man hat quasi ein ganzes Schreibset dabei.
Auch andere Objekte lassen sich ins Notizbuch aufnehmen: Bilder, Links, Texte, aber auch PDF-Dokumente, die man dann direkt in Goodnotes markieren und kommentieren kann.
Damit das mit der Handschrift gut funktioniert, braucht es selbstverständlich einen Stylus. Mit dem Finger funktioniert das nicht richtig.
Digitale Verwendung
Obwohl sich alles sehr analog anfühlt, besitzen Goodnotes alle Vorzüge von digitalen Notizen: im Hintergrund werden alle Handschriften indiziert, sodass die Notizen durchsuchbar sind. Auch lassen sich gezielt einzelne handgeschriebene Texte oder gleich eine ganze Seite in Tastaturtext umwandeln.
Im Gegensatz zur Kladde kann der Nutzer die einzelnen Seiten in einem Goodnotes-Büchlein umordnen. Einzelne Seiten können gelöscht, neu organisiert oder auch neue Seiten eingefügt werden.
Templates
Ein sehr praktisches Feature von Goodnotes ist das Verwenden eigener Templates. Notiz-Seiten können nämlich nicht nur liniert sein. Man kann eigene Papiervorlagen gestalten, als PDF speichern und als Vorlage in Goodnotes verwenden.
Ich nutze diese Funktion gerne, um zum Beispiel eine Business Model Canvas, einen Wochenplaner oder ein Sitzungsprotokoll auszufüllen. Gerne auch in einer Runde direkt am Beamer.
Automatisches PDF-Backup
Besonders pfiffig finde ich die Funktion, Notizen automatisch als PDFs in einen Cloudspeicher wie Dropbox oder Google Drive zu schreiben. So hat man alle Goodnotes nicht nur in der App, sondern auch als PDF jederzeit griffbereit.
Click and Annotate
Ein weiterer Workflow, der für mich ab und zu wichtig ist: Aus Goodnotes heraus kann kann man auf einem Smartphone oder Tablet schnell etwas fotografieren und gleich den Notizen hinzuschreiben.
Wohlgemerkt: Diesen Workflow beherrschen alle vorgestellten Notiz-Werkzeuge. In Goodnotes geht es aber tatsächlich am schnellsten und handschriftlich kann man am besten schnell etwas hinzuschreiben. Später übernehme ich dann diese Quicknote und arbeite sie in Ruhe auf.
Warum nicht mein Haupttool?
Goodnotes ist für seinen Einsatzzweck genial: Einfach im Gebrauch, sehr leistungsfähig, versehen mit ein paar pfiffigen Funktionen. Leider sind handschriftliche Notizen aber einfach nicht mein Weg. Im Zusammenhang mit eigenen Templates habe ich ab und zu Bedarf, ansonsten genügt mir Apple Notes bzw. eines der anderen Tools, das mir dann mehr Möglichkeiten zur Strukturierung und Ordnung von Notizen bietet.
Dieser Beitrag ist zuerst bei Publishingblog.ch erschienen.
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