Phänomen Wikipedia: Ihre Inhalte positionieren sich oben im Ranking der Suchmaschinen, dabei hat die Stiftung weniger Geld als ihre Wettbewerber im Kampf um Top-Platzierungen. Was können Verleger daraus lernen?
Im IT-Channel von buchreport.de verrät Jennifer Lapp vom Marketing-Automation-Anbieter Hubspot die Prinzipien hinter dem SEO-Erfolg von Wikipedia.
Bei Best Practices zur Suchmaschinenoptimierung denken die meisten vermutlich an internationale Big Player und starke Marken. Der wahre Liebling von Google und Co. wird dagegen gerne übersehen, obwohl wir täglich über ihn stolpern: Die Online-Enzyklopädie Wikipedia schafft es, bei sage und schreibe 46% aller Suchanfragen auf der ersten Ergebnisseite zu landen. Bei einer Studie mit 1.000 zufällig generierten Nomen war Wikipedia in 99% der Fälle unter den Suchergebnissen, in 89% davon auf den ersten drei Seiten. Damit ist das freie Lexikon aber nicht nur ein unliebsamer Konkurrent für SEO-Manager, sondern kann auch als Vorbild für die perfekte Suchmaschinenoptimierung dienen. Was macht Wikipedia so erfolgreich?
Sechs Dinge, die Sie sich für Ihre SEO-Strategie von Wikipedia abschauen sollten
- Ausführlicher „User Generated Content“
- Perfekte Keyword-Optimierung
- Sinnvolle interne Linkstruktur
- Starke Seiten- und Domain-Autorität
- Hohe Vertrauenswürdigkeit
- Direkte Antworten
Ausführlicher „User Generated Content“
Dass Wikipedia bei nahezu jedem zweiten aller denkbaren Keywords in den Suchergebnissen auftaucht, ist letztlich nur durch die schiere Masse an Content möglich. Allein die zehn größten Wikipedias nach Sprachen geordnet umfassen knapp 27 Mio Artikel. Gleichzeitig wird dieser Content ausschließlich per Crowdsourcing generiert, die gesamte Plattform besteht aus von ihren Nutzern generierten Inhalten, sogenanntem „User Generated Content“: Unzählige Autoren erstellen, revidieren und aktualisieren die Artikel stetig.
Das führt zu unglaublich detailliertem, ausführlichem Content und macht Wikipedia stark interaktiv, weshalb die Enzyklopädie gelegentlich sogar zu den sozialen Medien gezählt wird. Zusätzlich sind alle Inhalte hochaktuell, was ein wichtiger Ranking-Faktor des Google-Algorithmus ist.
Wikipedia als Paradebeispiel für Pillar-Seiten
Durch den obligatorischen Lexikon-Aufbau ist jeder Artikel automatisch um ein Hauptkeyword – nämlich das Artikelthema – herum optimiert. Aufgrund der durchschnittlich großen Länge der Artikel sowie der Beleuchtung verschiedener Facetten des Themas werden zusätzlich automatisch verschiedenste Long-Tail-Keywords abgedeckt. So ist der Wikipedia-Artikel zu Mehl selbstverständlich um das Keyword „Mehl“ herum optimiert, bedient gleichzeitig aber auch Long-Tail-Keywords wie „Mehl-Herstellung“, „Mehl-Klassifikationen“ oder „Ältere Bezeichnungen für Mehltypen“.
Wikipedia ist Vorreiter und Paradebeispiel für Pillar-Seiten, bei denen ein Hauptkeyword als Basis dient, von der per Hyperlinks auf verschiedenste weiterführende Inhalte verwiesen wird, sodass ein „Themencluster“ entsteht. Im Idealfall ist ein beliebiges Thema so innerhalb weniger Klicks erreichbar. Diese Struktur bietet einen hohe Informationsdichte und wird deshalb von Suchmaschinen favorisiert.
Auf Wikipedia beschränkt sich dieser Aufbau nicht nur auf einen einzelnen Artikel – die gesamte Enzyklopädie ist nach diesem Prinzip strukturiert. So wird bereits in den ersten zwei Sätzen des besagten Mehl-Artikels per Hyperlink auf zwölf andere Artikel verwiesen, darunter zu den Themen Pulver, Getreidekörner und Weizen. Obwohl Pillar-Seiten also erst seit Kurzem als das neue Thema im Bereich SEO gelten, funktioniert Wikipedia schon seit Jahren ganz selbstverständlich genau so.
Starke Seiten- und Domain-Autorität
Die Autorität bezieht sich auf die Relevanz für ein bestimmtes Thema und gibt das Ranking-Potenzial einer ganzen Domain (Domain Authority), beziehungsweise einer einzelnen Seite (Page Authority) an. Die Kriterien hierfür sind nicht absolut transparent, insbesondere hochwertige Inhalte, qualitative und vielfältige Backlinks sowie das Alter der Domain oder Seite spielen aber hinein.
Die immense Relevanz von Wikipedia für viele Suchende ist in dieser Hinsicht von überragender Bedeutung. Die Online-Enzyklopädie ist unangefochtener Marktführer ohne wirkliche Konkurrenz. Vergleichbare Angebote wie Encarta von Microsoft mussten sich dieser Übermacht gegenüber geschlagen geben. Zusammen mit den hochwertigen Inhalten, den mehr als 5 Mrd Backlinks zahlloser Websites, die sich auf Definitionen von Wikipedia beziehen, und dem langen Bestehen der Plattform ist es nicht verwunderlich, dass Wikipedias Autorität mit 100 von 100 Punkten vom OpenSiteExplorer von Moz bewertet wird.
Hohe Vertrauenswürdigkeit
Der sogenannte „Trust“-Wert gibt an, wie vertrauenswürdig eine Seite und wie hochwertig ihr Content ist. Auch hier spielen Backlinks eine große Rolle, aber auch fehlerfreier, inhaltlich korrekter Content, Erwähnungen auf anderen Seiten und Bezüge aus sozialen Medien.
Wikipedia erhält vom PageRank-Checker, als einem der etabliertesten Tools, eine Bewertung von neun von zehn. Das ist auch der konsequenten Bekämpfung von Spam auf der Plattform zu verdanken. So hat Wikipedia einen NoFollow-Tag für alle externen Links etabliert, der verhindert, dass sie als Backlinks ausgelesen werden. Das soll es unattraktiver machen, die Quellenangaben mit Link-Spam zu missbrauchen, um so die Autorität externer Webseiten künstlich zu steigern. Gleichzeitig führt die Plattform eine Blacklist von Spam-Seiten, die auf Wikipedia negativ aufgefallen und nun gesperrt sind.
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Wikipedia liefert direkte Antworten
Durch den übersichtlichen Aufbau von Wikipedia-Artikeln (von wichtigster hin zu eher unwichtigen Informationen, eine kurze Definition zu Beginn, weitergehende Details im späteren Verlauf) werden Fragen der Nutzer innerhalb kürzester Zeit beantwortet. Insbesondere der erste Absatz eignet sich so ideal für die Featured Snippets auf Google, bei denen die Antwort auf die eingegebene Nutzerfrage in einem Kasten hervorgehoben und noch vor den organischen Suchergebnissen präsentiert wird.
Optimale Voraussetzungen, um für diese direkten Antworten herangezogen zu werden, sind eine logisch strukturierte und intern sauber verlinkte Website, HTML-Codierung, ein hoher Trust-Wert sowie eine passende Antwort in 40 bis 50 Wörtern.
Kein Wunder also, dass Wikipedia auch hier die Nase vorn hat: Für die Google Knowledge Graphs (eine von verschiedenen Varianten der direkten Antworten, die als Infobox neben den organischen Suchergebnissen erscheint) werden die Informationen fast ausschließlich aus Wikipedia gezogen. Der hohe Mehrwert des durchschnittlichen Wikipedia-Artikels sorgt auf diese Weise für noch mehr Aufmerksamkeit für die betreffende Seite.
Link-Aufbau und Content-Qualität sind Ranking-Garanten
Wikipedia beweist, dass insbesondere hochwertiger Content sowie die Themencluster-Struktur die Position in den Suchergebnissen befeuern. Aber auch Backlinks und Erwähnungen in sozialen Medien oder auf anderen Websites unterstreichen Relevanz und Glaubwürdigkeit. Zusätzlich zur traditionellen Keyword-Optimierung sind das die Erfolgsgeheimnisse, die sich SEO-Manager vom Online-Enzyklopädie-Giganten abschauen sollten.
Mit freundlicher Genehmigung von Hubspot.
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