Dass künstliche Intelligenz (KI) völlig neue Geschäftsmodelle erlaubt, bezweifelt heute niemand ernsthaft. Der Mittelstand allerdings tut sich weithin mit KI schwer, nicht nur in der Medienbranche. Wie bekommen mittelständische Unternehmen das sperrige Thema konzeptionell in den Griff?
Die Initiative Periodensystem der KI des IT-Verbandes Bitkom versucht auf anschauliche, spielerische Weise Schneisen zu schlagen und Beziehungen zwischen 28 einzelnen Anwendungen zu schaffen, sowie Anwendungsfälle, Hindernisse für den Einsatz und Leistungsanbieter zu beschreiben. Ulrich Sendler, Entrepreneur und Medienmacher, erklärt im IT-Channel von buchreport.de das Periodensystem der künstlichen Intelligenz, was es kann und wo es an seine Grenzen stößt.
Wozu kann KI heute eingesetzt werden? Was sind die Anwendungsfelder? Da wird es schwierig mit den einfachen Antworten. Im Unterschied zu anderen Technologien lässt sich KI nicht auf ein einzelnes Feld, nicht einmal auf eine größere Palette von Anwendungsfeldern einschränken.
Da sich nahezu alles in der Welt in Zahlen und Daten darstellen lässt, da wir schon jetzt fast alles messen und erfassen können, lässt sich rund um den Erdball kaum etwas finden, für das nicht eine KI-Anwendung denkbar wäre.
Der Bitkom hat – gestützt auf eine Fleißarbeit des US-amerikanischen Professors Kristian Hammond – eine Website, das Periodensystem KI, eingerichtet, die den Besucher mit dem Versprechen begrüßt: „Ihr Einstieg in die Künstliche Intelligenz“.
In Anlehnung an das aus der Chemie bekannte Periodensystem der Elemente wurden von Hammond 28 Anwendungen der KI als einzelne Elemente wie Legobausteine zusammengestellt, die jeweils einer von drei Hauptkategorien zugeordnet werden.
Hauptkategorien von KI-Systemen
Diese drei Kategorien betreffen ihren vornehmlichen Zweck:
- Die KI-Bausteine sollen etwas erfassen und erkennen (Assess), also beispielsweise ein Bild oder einen Text oder eine Anordnung von Bauteilen in einem Kasten.
- Sie sollen aus analysierten Daten mögliche logische Folgen in der Zukunft ableiten (Infer), indem sie wie bei der vorausschauenden Wartung einen möglichen Rohrbruch frühzeitig vorhersehen und somit vermeiden helfen.
- Oder sie sollen aufgrund von Datenanalysen Antworten geben, selbst, also autonom, Entscheidungen treffen und Aktionen auslösen (Respond), etwa durch eine Vollbremsung eines führerlosen Fahrzeugs.
Wozu KI im Einzelnen gut sein kann
In einer anschließenden Tabelle steht auf der Bitkom-Website außer der Zuordnung der Elemente zu den Hauptkategorien die Bedeutung des Kürzels, zum Beispiel Speech Recognition für Sr und Speech Identification für Si, sowie eine Kurzbeschreibung des Anwendungsfalls.
Dieses Periodensystem soll Entscheidungsträgern in der Wirtschaft einerseits helfen, ihre Probleme bekannten Anwendungsfällen zuzuordnen. Andererseits sollen sie aber auch erfahren, ob es schon Lösungen für solche Anwendungen gibt und von wem sie bezogen werden könnten.
Es ist also zumindest auch eine Verkaufshilfe für Anbieter von KI-basierten Produkten und Diensten. Ob die Liste der Anwendungsfälle einigermaßen vollständig ist und wie Hammond überhaupt zu seiner Auswahl kam, bleibt allerdings offen. Ein Zusammenhang mit jeweils verwendeten KI-Strukturen und Trainingsmethoden wird ebenso wenig hergestellt. Dieses Periodensystem scheint mir der Versuch einer einfachen Antwort zu sein, der bei diesem komplexen Thema nicht allzu weit führt.
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Richtig und hilfreich scheint die Einteilung in drei wichtige Anwendungstypen der Erkennung, der Vorausschau und der Entscheidungsfindung. Wo diese Typen der KI am besten zum Einsatz kommen, lässt sich allerdings kaum beantworten. Wir stehen noch ganz am Anfang des Internets der Dinge. Noch sind nur wenige Produkte vernetzt, noch sind nicht überall Sensoren und Kameras verbaut, wo es denkbar wäre. Noch haben wir also nur einen winzigen Bruchteil der Daten zur Verfügung, die sich in Zukunft auftun. Der Fantasie sind keine Grenzen gesetzt.
Die Frage wird sein, wo sich der Einsatz von KI lohnt. Wenn kein Geschäft möglich ist, wird es auch niemanden geben, der einen Agenten programmiert oder ein Maschinenlernen in Angriff nimmt.
Doch viele neue Geschäfte werden sich auch erst zeigen, wenn die datentechnischen Voraussetzungen für den KI-Einsatz geschaffen sind und eine gute Idee ausprobiert wird. Das wird vor allem in der Industrie in den kommenden Jahren für große Veränderungen sorgen. Noch herrscht dort einerseits oft ein starkes Beharrungsvermögen, das neue Ideen gar nicht erst aufkommen lässt, sicher aber nicht ermuntert.
Andererseits werden viele, die sich heute wie von einer Fee beim Aussprechen des Zauberworts KI große Wunder erwarten, die obendrein nichts kosten, voller Enttäuschung erst einmal wieder die Finger davon lassen. Es scheint gerade in der Industrie angebracht, das Thema KI sehr genau unter die Lupe zu nehmen.
Mit freundlicher Genehmigung des Hanser Verlags.
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