Welche Auswirkungen könnte die Übernahme von RCS Libri durch Mondadori, also Italiens Nummer 2 durch Italiens Nummer 1 im Verlagsgeschäft, auf den internationalen Buchmarkt haben? Und wie groß ist überhaupt die Wahrscheinlichkeit, dass der Verkauf zustande kommt?
In einem auf „Publishing Perspectives“ veröffentlichten Interview, das Nicolas Gary von „ActuaLitté“ geführt hat, umreißt Berater Marcello Vena mögliche Szenarien. Der ehemalige Digitalchef von RCS Libri, der Buchsparte des italienischen Konzerns RCS Mediagroup, weist auf die Möglichkeit einer Aufsplittung von des Verlags hin, zeigt Verständnis für die Sorgen der Autoren, die Konzentrationseffekte fürchten – und listet grundlegende Unterschiede der angestrebten Übernahme zum Penguin Random House-Deal auf.
So oder so: Bei allen Visionen eines neuen europäischen Verlagsschwergewichts sei die doch recht überschaubare Größe des italienischen Buchmarktes zu berücksichtigen. Die Branche macht – gemessen an der Einwohnerzahl des Staates – relativ wenig Umsatz. Venas Diagnose: „2014 haben 60% der Italiener kein einziges Buch gelesen.“
Ein wichtiger Faktor für die Entwicklung der beiden im Digitalbereich sehr aktiven Verlage sei die Ebook-Mehrwertsteuer. Den Steuersatz für digitale Bücher hatte Italien per nationalem Alleingang Ende 2014 von 22% auf 4% gesenkt. Vena begrüßt diesen Schritt, auch wenn es noch zu früh sei, die Auswirkungen auf den Markt abzuschätzen.
Zunächst einmal müsse klar werden, ob der italienischen Regierung (angesichts der aktuellen EuGH-Rechtssprechung) Sanktionen wegen der Gesetzesänderung drohen: „Es wäre nicht akzeptabel, den italienischen Steuerzahlern die Finanzierung von EU-Geldbußen aufzubürden.“
Kommentar hinterlassen zu "Italien im Umbruch"