Kurt Drawert, Autor von Lyrik, Prosa, Dramatik und Essays, erhält den diesjährigen Italo-Svevo-Preis. Der Italo-Svevo-Preis wird an deutschsprachige Prosaautorinnen und -autoren verliehen, er ehrt und fördert ein literarisches Werk für seinen Eigensinn. Dotiert ist der Preis, der seit 2001 durch mäzenatisches Engagement ermöglicht wird, mit 15.000 Euro.
Der Jury gehören Sieglinde Geisel, Sebastian Guggolz und Wolfgang Hegewald an. Aus ihrer Begründung: »›Literatur beginnt, wo die Antworten enden‹, sagt Kurt Drawert. In seiner Literatur erforscht er den Osten und die unsichtbaren Bruchlinien, die deutsche Mentalitäten bis heute bestimmen. Die Tiefenbohrungen, mit denen er sich der Welt seiner Herkunft, der DDR, nähert, beginnen auf dem Gelände des eigenen Erlebens: Als Sohn eines Polizeibeamten weiß er, wie sich es sich anfühlt, wenn sich das Politische ins Private hineinfrisst, und so lässt er uns in seinen Kindheitserinnerungen miterleben, welchen Schaden eine gewalttätige Sprache anrichtet, die nur Bestätigung oder Ausschluss kennt. Doch auch wenn Kurt Drawert sich dem Westen nähert, in dem er seit 1993 lebt, tut er dies mit einer von der Diktatur geschärften Wahrnehmung: Er analysiert etwa das Nützlichkeits- und Effizienzdenken, und er erkennt auch hier den Angriff auf die Integrität des Menschlichen. Kurt Drawert ist ein politischer Autor im besten Sinn. Er lässt uns erleben, was er reflektiert, in einer hellhörig-präzisen Sprache, die in jedem Satz um Wahrhaftigkeit ringt.«
Kurt Drawert, geboren 1956 in Hennigsdorf bei Berlin, lebt in Darmstadt, wo er auch das Zentrum für junge Literatur leitet. Sein erster Gedichtband »Zweite Inventur« erschien 1987 im Aufbau Verlag. Sein Debütroman »Spiegelland – Ein deutscher Monolog« von 1992 wurde 2020 – ergänzt um einen Essay – bei C. H. Beck neu aufgelegt. Ebenfalls 2020 veröffentlichte er den Roman »Dresden – Die zweite Zeit«. Seine Lyrik und Prosa liegen bei C. H. Beck vor. Demnächst erscheint bei Spector Books der Essayband »Die große Abwesenheit«. Für seine Literatur wurde Drawert bereits vielfach ausgezeichnet, zuletzt 2020 mit dem Georg-Christoph-Lichtenberg-Preis und 2021 Walter Kempowski Preis für biografische Literatur des Landes Niedersachsen.
Die öffentliche Preisverleihung findet am Mittwoch, den 27. September 2023, im Literaturhaus Hamburg statt. Die Schirmherrschaft hat der Senator für Kultur und Medien der Freien und Hansestadt Hamburg Dr. Carsten Brosda übernommen. Er spricht ein Grußwort. Die Publizistin und Literaturkritikerin Sieglinde Geisel hält die Laudatio. Musikalisch gestalten Charlotte Greve am Saxophon und Manuel Schmiedel am Flügel den Abend.
Preisverleihung: Mittwoch, 27. 9. 2023 Zeit: 19.00 Uhr Eintritt: frei Ort: Literaturhaus
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