In der Debatte um das umstrittene Erdogan-Gedicht von Jan Böhmermann häufen sich die Solidaritätsbekundungen für den ZDF-Moderator: Neben Springer-Chef Mathias Döpfner, Kabarettist Dieter Hallervorden und Griechenlands Ex-Finanzminister Janis Varoufakis nimmt auch KiWi-Verleger Helge Malchow seinen Autor (zuletzt erschien im November 2015 bei Kiwi eine Neuauflage von „Alles, alles über Deutschland“) in Schutz.
In seinem „Notizbuch des Verlegers“ bezieht Malchow Stellung für Böhmermann, der sich vor anderthalb Wochen in seiner satirischen Late-Night-Show „Neo Magazin Royale“ in einem „Schmähkritik“ genannten Text über den türkischen Präsidenten Recep Tayyip Erdogan ausließ.
„Das kann ja wohl nicht wahr sein – dass die Empfindlichkeit eines Halbdiktators, die dieser in der Türkei zur Staatsraison erklärt, zu diplomatischem Einknicken und Repressionen bei uns führt. Ich vermute mal, dass Kim Jong-un in Nordkorea bei noch ganz anderen Gedichten ausflippt. Ist uns das nur deswegen egal, weil er uns keine Flüchtlinge vom Hals hält?“, meint Malchow mit Verweis auf die Freiheit von Kunst und Satire als eine Grundlage der deutschen Verfassung.
„Jeder denkende Mensch konnte erfassen, dass Jan Böhmermanns Schmähgedicht mit einer Vorrede verknüpft war (man nennt das Kontext!), die das folgende Gedicht in – Achtung! – imaginäre Anführungszeichen setzt. Sollen 70 Jahre Literaturunterricht von der Grundschule bis zum Abitur umsonst gewesen sein? Es geht nicht um ein geschmackloses Gedicht, sondern um die Vorführung eines geschmacklosen Gedichts, um die Grenzen von Satire auszuloten. Das Experiment ist gelungen; die Grenzen scheinen identisch zu sein mit den Staatsgrenzen der Türkei. Aber Erdo?an-Versteher bei uns sind zuviel des Guten. Je suis Jan!“
Sollte es zu einem Verfahren kommen, drohen Böhmermann wegen der Beleidigung eines ausländischen Staatsoberhaupts theoretisch bis zu drei Jahre Haft.
B wie Brecht
B wie Böhmermann
B wie ScheissBRD
Hier meine SOLIDARITÄTsbekundung für Jan Böhmermann!
Es sollte ein AUFSCHREI durch diese Republik gehen, was das Kuschen vor Erdogan betrifft. Wir können uns doch nicht wirklich auf diese Stufe mit diesem „Halbdiktator“ stellen. In diesem Land kennen und respektieren und VERTEIDIGEN wir die Freiheit der Presse!
Auch weil wir wissen, was Diktatur bedeutet — und das Unbehagen gleichzeitig wächst gegenüber Pegida, AfD und allem, was rechts marschiert.
Heike Brillmann-Ede (Lektorin)