Nicht nur in Deutschland stimmen Bibliothekare regelmäßig Klage-Chöre an, weil die öffentliche Hand seit Jahren den Geldhahn drosselt. In Großbritannien herrscht Alarmstimmung, nachdem in einem Jahr jede 10. Bücherei geschlossen wurde. Das Thema steht ganz oben auf der Agenda der Politiker.
Nach aktuellen Zahlen der britischen Bibliotheksverbände
- wurden im vergangenen Jahr 150 Bibliotheken entweder geschlossen oder ehrenamtlich fortgeführt.
- verloren dadurch über 2100 Menschen ihren Job – rund ein Zehntel aller Mitarbeiter in Bibliotheken.
- stehen 225 weitere Standorte auf der Kippe, weil die Stadtverwaltungen weitere Einsparungen vornehmen wollten.
- wurden die Etats durch die öffentliche Hand in diesem Jahr um durchschnittlich 7,5% gekürzt.
Auf der Insel sorgen die Zahlen für eine politische Auseinandersetzung: Die Labour-Partei wirft der Regierung vor, zu wenig für den Erhalt der Bibliotheken zu unternehmen. Labour-Kulturpolitiker Dan Jarvis erklärte nach Medienberichten, dass seit April 2011 bereits ein Zehntel der Bibliotheken geschlossen worden seien. Er hoffe nur, dass Prognosen, nach denen sogar jede 5. Bibliothek auf der Strecke bleibt, zu pessimistisch seien.
Auch die deutschen Bibliothekare haben zuletzt auf ihre angespannte Situation hingewiesen. Im Herbst 2011 präsentierte der Deutsche Bibliotheksverband seinen „Bericht zur Lage der Bibliotheken“ (hier zum Download). Kernstücke:
- In 33% der öffentlichen Bibliotheken würden Haushaltskonsolidierungs-Maßnahmen realisiert; in weiteren 17,6% seien solche Maßnahmen geplant.
- Eine Haushaltssperre betraf im vergangenen Jahr 24% der öffentlichen und 21,2% der wissenschaftlichen Bibliotheken.
- Die aktuelle Situation der kommunalen Bibliotheken hat sich gegenüber dem Vorjahr kaum verbessert, der allgemeine positive Trend schlage sich nicht ausreichend nieder.
- Insgesamt gebe es in Deutschland rund 10.000 Bibliotheken; jährlich würden 474 Mio Medien entliehen.
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