„The End of days“, so der englische Titel des 2012 erschienenen Romans „Aller Tage Abend“, sei „ein Roman, an dem man sich erfreuen und den man immer wieder lesen kann. Trotz des vergleichsweise geringen Umfangs des Romans gelingt es Erpenbeck ein ganzes Jahrhundert des Umbruchs darzustellen, in dem die Chancen und Entscheidungen im Leben einer Frau verwurzelt sind“, lautet die Begründung des „Independent“-Kolumnisten und Jury-Mitglieds Boyd Tonkin.
Die Hauptfigur des Romans wird 1902 im galizischen Brody geboren und stirbt 1990 als hochdekorierte DDR-Schriftstellerin in einem Ostberliner Pflegeheim. Dass die Geschichte jedoch ganz anders hätte verlaufen können und dass es oft nur auf Zufälle ankommt, macht Jenny Erpenbeck in den anderen vier Versionen ihres Romans deutlich. Der Roman besteht aus fünf Büchern, die in sich abgeschlossen sind. Am Ende jedes Buches stirbt die Protagonistin und lebt in der nächsten Geschichte ein gänzlich anderes Leben. Die Autorin verarbeitet Erfahrungswelten aus dem osteuropäischen Judentum, Nazidiktatur, Exil, kommunistische Überzeugungen, stalinistische Willkür und die Desillusionierungen der DDR.
Das Preisgeld von 10 000 Pfund teilt sich die Autorin mit ihrer Übersetzerin Susan Bernofsky.
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